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Donnerstag, 17. Juli 2014

Wenn wir nicht blenden müssten...

Neid.
Es ist eines jener Gefühle, welches uns oft beschleicht, wir aber laut unseren Eltern nicht empfinden sollten.
Und doch sind wir eine Generation, welche stärker als jede andere in einer Multimedia Welt lebt und das Selbstbild nach außen wunderbar abändern kann. Wir nutzen Medien wie diese (Facebook) um uns gezielt zu vermarkten. Wir suchen aus, was die Außenwelt von uns wahrnimmt, wann wir uns öffnen und was andere wissen dürfen. Dabei verlieren wir die Authentizität, verstecken uns in Likes und Kommentaren und haben verlernt, wie es ist, seine echten Probleme mit Freunden bei einem Wein zu besprechen.
Und das nur, weil wir denken, daß eben jene Freunde ein fantastisches Leben voller Farben und Liebe haben und wir uns schlecht fühlen bei dem Gedanken, die glücklichen zu nerven und zu stören.

Was ist eigentlich unser Problem? Vor was haben wir Angst?
Uns einzugestehen, dass wir nicht unfehlbar sind, dass wir weinen, manchmal zweifeln und das Leben kein "Comedy Act" ist, sollte doch eigentlich unter Freunden eine Selbstverständlichkeit sein.
Sind wir so abgebrüht, dass wir eher ein "Gauchogate" zu Tode diskutieren, als auf unsere Mitmenschen zu schauen? Müssen wir uns hinter Displays verstecken, weil wir Angst vor dem Draußen haben?
Ist es der Neid der uns antreibt? Mithalten zu wollen, immer streben, nach mehr Geld, mehr Luxus, mehr Liebe, mehr Highlights?
Ich habe festgestellt, dass ich ein wundervolles Highlight habe. Und das ist mein Leben. Meine wundervolle Familie, meine unglaublichen Freunde, mein Humor, der mehr unterhält, als eine App, weil er auf mein Gegenüber abzielt, mit welchem ich mich beschäftige.
Ich benutze diese Medien ebenfalls gerne, aber manchmal bin ich satt davon, weil mir soviel geheucheltes Glück auf den Sack geht.
Weil ich Angst habe davor, zu vergessen, dass ich aus der "Kassettenrekorder" Generation komme, in welcher man Stundenlang Mixtapes aufgenommen hat, unendliche Geduld bewiesen hat und seinem Gegenüber mit diesem Geschenk eine ehrliche Freude gemacht hat, weil man versuchte, die Songauswahl auf den Charakter abzustimmen, oder sorgsam überlegte, was man mit den Liedern mitteilen möchte.
Wer wären wir, wenn wir nicht blenden müssten?
Wenn wir uns wieder reichen würden?
Wenn ein ehrlicher "Mir geht es Scheiße, wer kommt rum?" Post, eher erhört werden würde, als unendliche Fotos von unserem letzten Hotelzimmer?
Wenn es nicht 100 Leute liken, sondern die eine Person die es wirklich interessiert und diese unangemeldet zum reden vor der Tür steht?
Das ist es doch, was am Ende zählt. Sagen wir nicht immer, wir wollen nicht die Einhundert falschen, sondern die drei richtigen Freunde?
Dann hören wir doch auf zu blenden.
Ich für meinen Teil nutze Facebook weiterhin gerne und finde es toll, so auch Verbindungen aufrecht zu halten, welche ich sonst gänzlich aus den Augen verlieren würde.
Aber vielleicht sollte ich manchmal anstatt zur App, zum Telefon greifen und meine Freunde anrufen.
Und vielleicht auf die Frage "Wie geht es Dir?" ehrlich antworten, anstatt mich zu fragen, ob es mein Gegenüber überhaupt hören will.
Natürlich nur, wenn ich gerade nicht doch etwas wundervolles zu erzählen habe, was ich genau diesem Menschen mitteilen möchte.
Vielleicht will ich gar nicht blenden, sondern war für die wichtigen Dinge zu sehr verblendet.

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