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Freitag, 13. Februar 2015

Das Glück liegt auf der Straße

Irgendwie ist Single sein eine sehr gewöhnungsbedürftige Sache.

Diese Momente in welchen man sich wieder diesem Haifischbecken des Datens aussetzt und so viele unterschiedliche Menschen kennenlernt.

1. Der Cyber- Typ.
Er passt fast perfekt. Fast denkt man schon, die Grenze des normalen überschritten zu haben. Kann es sein, daß jemand so perfekt ist? Wie er schreibt, sich gibt, er ist schlagfertig und ich kann lachen ohne mich anzustrengen, ihn witzig finden ohne mir den Humor schön zu trinken. Nur hat er nie Zeit. Er kann Stundenlang schreiben, jedoch ist er nicht in der Lage mich zu sehen. Ach was, ich mache mir darüber keine Gedanken...bis ich ihn sehe und gerne für meine vergeudete Zeit entschädigt werden würde.

2. Der Alles- oder nichts Typ.

Ich fühle mich wohl. Er ist passabel, sogar bei Sonnenlicht, er kommt gebildet daher, er hat Arbeit und auch sonst scheinen wir gute Ansichten zu teilen und die schlechten wegzulachen. Okay, wir hören dann morgen.
Oh je. Und schon steht das Telefon nicht mehr still und ich sehe mich konfrontiert mit der Tatsache, dass er so krampfhaft eine Beziehung gesucht hat, daß ich nun sein "Opfer" bin. Er ist mit sofortiger Wirkung wahnsinnig unsexy geworden.

3. Captain One- Night- Stand.
Heuchelt vor, er will ein Date, will aber eigentlich nur in Dein Bett. Kommt mit "Nein" nicht so optimal klar, weil er denkt, der attraktivste zu sein. Ist aber nur Mittelmaß. Mit Alkohol wärs besser, aber ich kann ja nicht nur trinken.

4. Mr. Perfect.
Hat alles, will alles, sollte vorher aber dringend noch seine feste Beziehung beenden.

5. Friend
Hat alles, will alles, aber ich denke ich stehe vor meinem Bruder. Nicht die optimalste Kombination. Er merkt es nicht. Ich gehe und sage, daß Inzucht immer noch nicht gut ist. Nicht mal legal. Auch wenn wir keine bekloppten Kinder bekommen können.

Man sieht also, ich könnte Lotto spielen und hätte wahrscheinlich eine höhere Trefferquote Millionär, als in diesem Haifischbecken nicht aufgefressen zu werden.
Und es kostet Zeit und auch Kraft, sich dem auszusetzen. Klar, macht es Spaß, gemeinsam mit Freunden diese Dates auszuwerten und sich über die skurrilen Situation scheckig zu lachen, jedoch decken sie einen nicht zu. Und man muss der Typ dafür sein. Kontakte knüpfen war noch nie mein Problem, aber sich vorstellen, von sich erzählen und dabei auch ans eingemachte zu gehen, ist eine Herausforderung, welche nur funktioniert, wenn der "Richtige" dabei ist. Und ich bin froh, daß es von jenen, nicht viele in meinem Leben gab. 
Ich bin in einem Alter angekommen wo es mich erschreckt, daß ich manchmal klarer benennen kann, was ich nicht möchte, als klar und frohen Mutes zu verkünden, was ich mir eigentlich erhoffe.
Und das macht es ja nicht immer leichter, nur für das eigene Gewissen. Man selektiert Menschen und deren Eigenschaften so sehr, daß die guten, wegen nur einer Unstimmigkeit, wahrscheinlich an einem vorüberziehen.

Und eigentlich ist es ja so, daß Single sein "Aua" macht und einem keiner sagt, wie man sich so richtig gut trennt. Man kann aus einer Wohnung, nicht aber aus seinen Gewohnheiten ziehen. Man kann weiterziehen, indem man sich bewegt. Wenn das Herz aber nicht mitkommt, hängt es wohl noch an Gefühlen.
Liebe ist eine chemische Reaktion, auf den passenden Menschen und ich denke, daß kann und sollte auch nicht unendlich oft passieren. "Man sieht nur mit dem Herzen gut", ist eben keine Floskel. Sie macht nur traurig, denn wenn man es nicht verschenken kann, wen sollte man dann sehen?

Ich hoffe, daß sich alles wendet, wie es sein sollte. Das Glück ist eine fragile und doch wundervolle Sache. Meistens merkt man ja erst, welche Momente perfekt und vollkommen waren, wenn man das Glück nicht empfindet.

Aber eine Liebe ist so konstant in meinem Leben, daß sie mich auch über diese Phase des "Was und wer bin ich" hinwegtröstet. Und das sind meine Freunde. Ich habe es immer gelebt, daß sie die Familie sind, die man sich aussucht. Und meine Familie ist auch so einzigartig und gewachsen, daß ich selten das Gefühl habe, wirklich allein zu sein. 
Nur bin ich auch nicht so naiv zu glauben, daß es mit einer Beziehung aufzuwiegen ist, denn in jenem Moment, wo man sich trennt, neue Grenzen setzt, ist man auch getrennt von einer tiefen Freundschaft, vielleicht der besten und Intensivsten, welche man glaubte zu haben. Das Lachen zieht aus, die gemeinsamen Gespräche verhallen in der Weite Deiner Wohnung und wo eben noch Leben war, ist nun Stille eingezogen.

In diesem Sinne...
Das Glück liegt auf der Straße. Also Augen auf im Straßenverkehr. Die Richtung ist nicht wichtig, wenn man den Weg nicht allein geht.