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Freitag, 25. Juli 2014

Dem Staate Israel...

Israel...

...das heilige Land.

Und eigentlich könnte ich an dieser Stelle aufhören, wenn das Wörtchen "wenn" nicht wäre.

Im Augenblick sieht es nämlich leider so aus, dass wir hier nicht mehr im geringsten von Heiligkeit sprechen können.
Manchmal frage ich mich: Was haben wir nur getan? Was haben wir angerichtet, denn es ist ein Trugschluss zu glauben, das uns die Situation in Gaza nicht unmittelbar betreffen würde.

Angefangen hat es damit, daß wir ein Volk zutiefst gespalten haben, ihm eine Heimat geraubt haben und das nicht nur in Deutschland und seinen damals besetzten Gebieten, sondern historisch gesehen, auf der ganzen Welt.
Nur haben wir uns unter einem verblendeten, geistig völlig verwirrten Idioten in den größten Krieg der Neuzeit führen lassen und dabei blind noch sein Gedankengut geduldet, gedeckt und unterstützt. Diente ja dem großen ganzen.
Das große und ganze kostete 5,6 bis 6,3 Millionen Menschen das Leben. Eine Zahl, die bedeuten würde, das man das heutige Berlin fast zweimal hätte ausrotten können. Eine unvorstellbare Zahl, Millionen Schicksale.
Wir vernichteten und vertrieben das jüdische Volk, welches sich zum wiederholten Male dieser Situation gegenüber sah.
Und somit keimte der Gedanke auf, daß ein eigener Staat, mit eigener Rechtsprechung die logische Konsequenz wäre.
Erst durch die UN- Generalversammlung beschlossen und durch Grenzkriege gefestigt entwickelte sich der Staat Israel. Und auf einmal waren sie die Besatzer.
Ganz abgesehen von dem Verständnis dafür, daß sich niemand Heimatlos fühlen möchte, beschlossen Großmächte und gewaltsame Unterdrückung, als kleineres Übel wieder andere Menschen zu vertreiben. Sie zu töten. Es ging ja ums große und ganze.

Mit einem Mal war die Verwunderung groß, daß die so gut durchdachten Strategien nicht zum gewünschten Ergebnis führten und die eingekesselten Minderheiten es eben nicht einfach duldeten, weg gesperrt und unterdrückt zu sein. Sie sahen sich der Situation ausgesetzt ihre Freiheit nicht mehr leben zu dürfen.
Und wo auch immer Wut entsteht, da sind auch Radikale. Menschen, welche mit ihrem Leben kämpfen und andere töten, denn wie immer, bei jedem, geht es doch um das große und ganze.

Und da stehen wir, beinahe siebzig Jahre später und das beschriebene hat leider nicht an Aktualität verloren. Immer noch geht es um Grenzen, um Freiheit, um Macht und ihre Demonstration. Nur sind es nicht die privilegierten Machthaber, sondern das Volk, welches leiden muss.
Und einfach mal weg von der politischen Debatte, sind es Menschen, welche sich verletzt, betrogen, beraubt und verstoßen sehen. In ihrer aller Leben spielt der Tod eine größere Bedeutung als die Aussicht auf das Leben. Angst treibt sie mehr an, als der Mut. Und ganz zu schweigen davon, daß diese permanenten Auseinandersetzungen, Kriege und der anerzogene Hass, ganze Generationen infiltriert hat.
Nun ist wieder Krieg, der, ganz Objektiv betrachtet, wieder von den Besatzern ausgeht. Weil sie ihren Status festigen und ihre, durch westliche Mächte unterstützte Stellung verteidigen möchten. Und es kostet wieder unzählige Menschen das Leben. Und Kritik ist nicht erwünscht. Dabei regt nur diese zu wahrhaftigen Gedanken an.
Nun gehen wieder Deutsche auf die Straßen und wundern sich, daß sie ernten, was sie auch mit gesät haben. Auf einmal sind wir die Aufpasser der Welt geworden, stellen uns aber lieber vor eine Synagoge, als vor ein Ministerium um zu demonstrieren. Hat doch schon mal so gut funktioniert. Und wieder neigen wir dazu, radikal zu sein. Was Politiker nicht aussprechen wollen, müssen wir eben in die Hand nehmen. Ohne zu sehen, das wir wieder katalogisieren. Denn es war sicherlich auch nicht der Traum der israelischen Bevölkerung ein Land zu gründen und dann nie in Frieden leben zu können.
Auch dort, sind wie bei uns, nicht alle Menschen gleich. Neben den Extremisten, sind auch Menschen, die anders denken und nun in Schubladen gesteckt werden, welche sie nie ausfüllen.

Und all das Blut, all die Tränen, all die Verzweiflung, lassen mich nur eines mit Bestimmtheit feststellen:

SCHEIß AUF DAS GROßE GANZE!!!


Dienstag, 22. Juli 2014

MH17- Ein Flug bewegt die Welt

298 Menschen, welche Ihr leben ließen.
298 Herzen, die für Zukunft und Vergangenheit standen.
Menschen, die Familien besuchen wollten, jedoch nie dort ankamen. Menschen welche, wie im Falle der aus Australien kommenden HIV&AIDS Forscher großartiges leisteten und nun nie beobachten können, wie sich ihre Mühen auszahlen. Zurück bleiben Menschen die Angehörige, Freunde, Liebe, Glück verloren haben und Mühlensteine im politischen Machtgerangel sind.
Menschen auf der ganzen Welt trauern, gemeinsam, um Menschen die sich nicht kannten, weil so viel Ungerechtigkeit einfach nicht fassbar und greifbar ist.
Weil man auf sein eigenes Leben projiziert und die eigenen Urängste angesprochen werden.

Die politische Situation ist furchtbar und das Flug MH17 abgeschossen wurde, ist eine Kriegsnahe Situation. Doch gehen wir mal einen Schritt zurück, weg von der politischen Tanzfläche und halten inne.

Es geht um die Hinterbliebenen. Jene, welche sich nun mit der Frage auseinandersetzen:

"Warum passiert es mir?"
"Warum mein Kind/Vater/Mann/Frau/Familie?"
"Warum dieser Tag?"
"Warum dieses Flugzeug"

Wir haben kollektiv getrauert, wie wir es bei den großen Katastrophen unserer Neuzeit immer taten. Wir kondolierten und nun wird sich in jedem Forum darüber ergossen, wer Schuld hat.

Die Schuldfrage sollte definitiv geklärt werden, jedoch bringt es den trauernden Ihre Familien und Freunde nicht zurück.
Sie haben das Recht nun wütend zu sein und ganz schnell ein Feindbild für sich zu suchen und zu finden.
Nur haben wir das Recht ohne alle Informationen zu einem Kalten Krieg der sozialen Netzwerke aufzurufen? Ihren Schmerz durch unsere doch teilweise sehr einseitige Wahrnehmung zu verstärken, weil wir als Masse immer meinungsbildend sind, weil wir immer alles schnell geklärt haben wollen, damit wir selbst schneller vergessen können und der Alltag uns wieder in Bilder von süßen Hundebabys hüllt?
Es ist nichts verwerfliches daran, sich und sein Leben so zu gestalten, daß man alles Unheil von sich fernhält, aber ich finde es einfach falsch anzuprangern.

Der heute wohl liebevollste Post, den ich dazu gelesen habe, war ein junger Mann, dessen Ex- Freundin im Flugzeug saß. Er schrieb sie direkt an, verabschiedete sich, hielt Zwiesprache mit Ihr, versuchte auf diese Weise, seinen Schmerz zu bewältigen. Er nahm ein lautes Medium um doch still um sie zu weinen.
Und in diesem Moment war ich ganz bei Ihm und seiner Trauer. Es ist letzten Endes immer der Verlust, welcher übrig bleibt. Die Sehnsucht nach diesen letzten Worten. Nach einer letzten Umarmung, welche nichts geändert, aber so vieles besser gemacht hätte.
Wir dürfen diese nicht vergessen. Diese Menschen waren nicht einfach Spielbälle des Krieges, nicht einfach nur Zahlen. Sie waren Bedeutung und ALLES für andere Menschen. Und da ist es unerheblich, ob wir uns in der medialen, oder realen Welt aufhalten. Wir sind auf die eine oder andere Art, alle miteinander verbunden.
Und vielleicht ist es nicht immer der Fakt, jede Diskussion verstehen oder begleiten zu können.
Manchmal ist es besser voller Empathie und aufrichtiger Anteilnahme zu sein,weil nur diese unser Wesen unterstreicht.

Mein herzliches Beileid an alle Passagiere des Fluges MH17, weil sie um alles betrogen worden sind, was ihre Leben so einzigartig machte.
Und an Ihre Angehörigen, weil sie im Fokus der Welt trauern, um Menschen die sie nun schmerzlich vermissen.

Die Trauerseite für die Verunglückte Tessa van der Sande
Quelle: Facebook
Hans de Borst, welcher auf Facebook seiner Wut über Wladimir Putin Luft machte
Quelle: Bild

Montag, 21. Juli 2014

Das Selfie von Auschwitz

Was sehen wir?

Ein Mädchen, lachend, Musik auf den Ohren.
Sie steht mitten in Auschwitz, früher den polnischen Zwangsarbeitern zugewiesen, ab 1942 jedoch das größte, wenn nicht auch bekannteste Vernichtungslager des Dritten Reiches.

Dieses Mädchen erlebte eine unglaubliche Hetzkampagne.

Wieso lacht sie an solch einem grausamen Ort? 
Wie kann sie so respektlos sein?
Wie ungebildet kann ein Mensch sein, sich zu so etwas hinreißen zu lassen?
Man solle sie schütteln.
Sie solle sich auf den Boden legen und ausziehen und Ihr geschichtliches Wissen solle dabei abgefragt werden. Für jede falsche Antwort gäbe es einen Schlag. Das wäre hautnaher Geschichtsunterricht.
Sie sei Satans dumme Tochter.
Die erste, die duschen gehen solle.
Und hier befinde ich mich noch auf dem netteren Zweig dessen, was all jene an Meinungen äußern, welche grenzwertig sind.

Nun nämlich einmal zu den Fakten.
Dieses Mädchen weiß sehr wohl, wo es sich befindet.
Sie hat über mehrere Jahre hindurch mit ihrem Vater die Gräueltaten der Nationalsozialisten studiert, sich belesen und sie gaben sich das Versprechen diesen Ort der Grausamkeit gemeinsam zu besuchen, um die trockenen Zahlen mit Leben zu füllen, welches so viele unschuldige Menschen dort zurück lassen mussten.
Ein Versprechen, welches sie nicht mehr in der Lage waren einzuhalten.
Ihr Vater verstarb.

Also beschloss sie, diese Reise allein zu unternehmen. Diese Reise war für sie sehr wichtig, weil sie hierbei auch Ihren Vater ein Stück gehen ließ. Und sie machte dieses Foto, angekommen an jenem Ort, der einst ein Versprechen beinhaltete. Und sie war darüber glücklich. Sie hatte das Ziel einer langen Reise erreicht. Vielleicht eben eine Reise zu sich selbst.
An diesem Bild ist nichts respektloses oder verherrlichendes zu erkennen. Es ist ein Mensch, der lächelt. An einem Ort, an welchem unzähligen Menschen das Lächeln geraubt wurde. Mit diesem Lächeln kehrte Glück ein, in eine traurige Szenerie.
Sie postete das Foto auf Twitter, teilte es mit ihren Followern. Viele von Ihnen wussten um ihre Geschichte, favorisierten und teilten es. Und dann ging die Welle los. Weil nun eben auch all jene, welche nicht um die Geschichte dahinter wussten dieses Bild mit ihren verkorksten Weltanschauungen weiter teilten. Und nun war diese wundervolle Erinnerung an Ihren Vater verdorben von Menschen, die sie nicht einmal kannte.

Und als ich all das las, mich damit beschäftigte, bevor ich lauthals auf einen Zug aufsprang, war ich traurig. Um ihre beraubte Erinnerung. Über so viel Verachtung und fehlende Menschenwürde.
Alle zeigten mit erhobenen Finger auf sie. Und mir wurde klar, wir sind weit davon entfernt diese Fehler nicht wieder zu begehen. Weil wir uns immer noch von der Meinung der Massen beeinflussen lassen, anstatt zu hinterfragen. Weil wir immer einen Anführer brauchen, dem wir später die Schuld geben können.
Und wenn wir dann WISSEN, warum auch entschuldigen? Wir waren es ja nicht. Manchmal ist es auch die jüngere Geschichte, welche lehrreich ist. Und diese hier, hat mich gelehrt, gegen das Vergessen anzukämpfen. Für etwas einzustehen, wenn es offenkundig ungerecht ist.

Auschwitz war nicht durchorganisiert, weil EINER die Idee hatte. Sondern weil unzählige Schafe hinterher liefen oder sich antreiben ließen. Weil sie glaubten, etwas besseres zu sein. Weil sie Machthungrig und Rachsüchtig waren. Weil sie ihre eigene Frustration verteilen mussten um im Anschluß laut rufen zu können: "Wir haben nichts gewusst."
Und noch heute wird fleißig ein Märchen geteilt, welches es so nicht gibt.
Und erreicht wird nur eins.

Das Breanna Mitchell diese Erinnerung nie wieder glücklich mit ihrem Vater verbinden kann.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Wenn wir nicht blenden müssten...

Neid.
Es ist eines jener Gefühle, welches uns oft beschleicht, wir aber laut unseren Eltern nicht empfinden sollten.
Und doch sind wir eine Generation, welche stärker als jede andere in einer Multimedia Welt lebt und das Selbstbild nach außen wunderbar abändern kann. Wir nutzen Medien wie diese (Facebook) um uns gezielt zu vermarkten. Wir suchen aus, was die Außenwelt von uns wahrnimmt, wann wir uns öffnen und was andere wissen dürfen. Dabei verlieren wir die Authentizität, verstecken uns in Likes und Kommentaren und haben verlernt, wie es ist, seine echten Probleme mit Freunden bei einem Wein zu besprechen.
Und das nur, weil wir denken, daß eben jene Freunde ein fantastisches Leben voller Farben und Liebe haben und wir uns schlecht fühlen bei dem Gedanken, die glücklichen zu nerven und zu stören.

Was ist eigentlich unser Problem? Vor was haben wir Angst?
Uns einzugestehen, dass wir nicht unfehlbar sind, dass wir weinen, manchmal zweifeln und das Leben kein "Comedy Act" ist, sollte doch eigentlich unter Freunden eine Selbstverständlichkeit sein.
Sind wir so abgebrüht, dass wir eher ein "Gauchogate" zu Tode diskutieren, als auf unsere Mitmenschen zu schauen? Müssen wir uns hinter Displays verstecken, weil wir Angst vor dem Draußen haben?
Ist es der Neid der uns antreibt? Mithalten zu wollen, immer streben, nach mehr Geld, mehr Luxus, mehr Liebe, mehr Highlights?
Ich habe festgestellt, dass ich ein wundervolles Highlight habe. Und das ist mein Leben. Meine wundervolle Familie, meine unglaublichen Freunde, mein Humor, der mehr unterhält, als eine App, weil er auf mein Gegenüber abzielt, mit welchem ich mich beschäftige.
Ich benutze diese Medien ebenfalls gerne, aber manchmal bin ich satt davon, weil mir soviel geheucheltes Glück auf den Sack geht.
Weil ich Angst habe davor, zu vergessen, dass ich aus der "Kassettenrekorder" Generation komme, in welcher man Stundenlang Mixtapes aufgenommen hat, unendliche Geduld bewiesen hat und seinem Gegenüber mit diesem Geschenk eine ehrliche Freude gemacht hat, weil man versuchte, die Songauswahl auf den Charakter abzustimmen, oder sorgsam überlegte, was man mit den Liedern mitteilen möchte.
Wer wären wir, wenn wir nicht blenden müssten?
Wenn wir uns wieder reichen würden?
Wenn ein ehrlicher "Mir geht es Scheiße, wer kommt rum?" Post, eher erhört werden würde, als unendliche Fotos von unserem letzten Hotelzimmer?
Wenn es nicht 100 Leute liken, sondern die eine Person die es wirklich interessiert und diese unangemeldet zum reden vor der Tür steht?
Das ist es doch, was am Ende zählt. Sagen wir nicht immer, wir wollen nicht die Einhundert falschen, sondern die drei richtigen Freunde?
Dann hören wir doch auf zu blenden.
Ich für meinen Teil nutze Facebook weiterhin gerne und finde es toll, so auch Verbindungen aufrecht zu halten, welche ich sonst gänzlich aus den Augen verlieren würde.
Aber vielleicht sollte ich manchmal anstatt zur App, zum Telefon greifen und meine Freunde anrufen.
Und vielleicht auf die Frage "Wie geht es Dir?" ehrlich antworten, anstatt mich zu fragen, ob es mein Gegenüber überhaupt hören will.
Natürlich nur, wenn ich gerade nicht doch etwas wundervolles zu erzählen habe, was ich genau diesem Menschen mitteilen möchte.
Vielleicht will ich gar nicht blenden, sondern war für die wichtigen Dinge zu sehr verblendet.