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Freitag, 17. Dezember 2021

And just like that...

 Ich denke mit diesem Post, nach doch sehr langer Abstinenz, könnte ich mich unbeliebt machen.

Nach allem was die letzten beiden Jahre so zu bieten hatten, nach Corona, Intensivmedizin, Isolation, Depression, Trennung oder anderen Dramen, ist der Auslöser für diesen Blog ausgerechnet eine Fernsehserie. Nach Sex and the City, welche sechs Jahre erfolgreich lief und zwei ebenso erfolgreichen Filmen, kommt es nun zu einer Fortsetzung. 

Und ich werde hier nichts zur Geschichte preisgeben, für jene, die sie noch sehen möchten. Sondern eher dazu, wie ich die Social- Media Debatte dazu sehe.

Überall wird über das Altern der Frauen geredet. Entweder sind sie zu aufgespritzt, oder haben jetzt eben zu alte Gesichter und zu graue Haare um noch im Fernsehen stattfinden zu dürfen. Es wird diskutiert, wieso die Charaktere, die wir bis vor ein paar Jahren noch heiß und innig geliebt haben, sich zu sehr, oder zu wenig entwickelt haben. Wobei das an sich ja schon schwer zu beurteilen ist und auch untypisch, denn nicht jeder fertige Erwachsene verändert sich grundlegend. Und nun der Witz. Viele dieser Artikel kommen von Frauen, oder werden von eben jenen hämisch kommentiert. Das ist also Woman- Empowerment? Feminismus? Sisterhood?

Sorry, aber es ist eigentlich nur Bullshit und eine gute Sozialstudie darüber, warum eine Frauenquote nichts bringt. Sie scheitert an den Frauen selbst.

Männer sind gerade oft beruflich stärker vernetzt als Frauen. Diese sind es, Studien zufolge, sozial, aber wenn es um die Karriere geht, kochen sie eben ihre eigene Suppe. In Führungspositionen wollen sie die unmittelbare Konkurrenz nicht auf der eigenen Etage haben. Zum einen sicher, weil jahrelang eine Quotenfrau pro Chefetage reichte, anderseits aber eben auch, weil sie nicht erlernt haben, wie es ist, wenn man geschlossen daran arbeitet, sich die Unterstützung mit an die Seite zu casten. 

Woher kommt es, dass eine Frau eine andere erfolgreiche Frau eher argwöhnisch betrachtet? Das sie eindimensional von Ihr verlangt sich zwischen Beruf und Familie zu entscheiden? Da gibt es selbst in meinem Bekanntenkreis so unterschiedliche, teilweise sehr festgefahrene Argumente. Anstatt zu Netzwerken, wird bewertet und verurteilt, sich nicht am Guten orientiert, sondern auf die Fehler gewartet.

Und wenn eine Frau in ihren 50ern keine Lust mehr darauf hat, sich die Haare zu färben, wieso lässt sie sich dann gehen? Warum sind es meistens Frauen, die anderen sagen, welche Produkte sie zu benutzen, welche Workouts sie zu machen haben, um möglichst lange relevant zu bleiben? Dieses Schönheitsideal wird nicht zwangsläufig von Männern diktiert. Ich kenne genug, die an einer Frau lieber etwas dran haben, als sich mit einem Topmodel ins Bett zu legen. Und wenn wir realistisch sind, gibt es mehr normale Frauen, als Instagram- Models. Nur haben sie nicht begriffen, dass sie weit in der Überzahl sind und unterlegen sich einem Schönheitsideal, welches durch eine Minderheit diktiert wird. 

Warum soll die Freundin zwar gut, aber nicht zu gut aussehen? Weil der Mann sie heiß finden könnte? Wer hat da das Ego- Problem?

Für mich die Frau, die die Schönheit einer anderen abwertet, um sich selbst vor negativen Erfahrungen zu bewahren. Weil sie die Konkurrenz hasst und ächtet. Weil sie nicht Selbstbewusst genug ist und Konkurrenz als etwas sieht, woran man wachsen kann. Denn wenn Du es davon abhängig machst, wie attraktiv die andere Frau im Raum ist, damit Dein Mann Dich möglichst nicht betrügt, ist doch nicht die Freundin das Problem, sondern eher die Auswahl Deiner Partner.   

Frauen haben Macht. Sie erschaffen Leben, sie sind für die führenden Männer dieser Welt, die tiefste Inspiration und ein Zuhause. Ob als Mutter, Ehefrau, Freundin...

...wie schön wäre es, wenn sie sich dieser Macht bewusst wären und nicht mit antrainiertem Neid, die Erfolge anderer Frauen in irgendwelchen Kommentaren niedermachen würden. 

Und darum ist diese neue Serie wundervoll. Weil sie zeigt, dass man in Würde altern kann, oder eben auch mal etwas nachhilft, aber in erster Linie sich selbst treu bleiben sollte und Menschen um sich herum braucht, die einen Wertfrei so akzeptieren, wie man eben ist. 

Und auf einmal...wäre es so viel einfacher. Wenn wir die Lösung und nicht Teil des Problems wären.


Montag, 24. Februar 2020

Wenn Du...

Wenn ich Dir die Tür aufhalte, bin ich aufmerksam.
Wenn ich Dir einen Termin beim Arzt mache, will ich, dass Du gesund bist.
Wenn ich Dich abhole,möchte ich, dass Du sicher daheim ankommst.
Wenn ich Dir schreibe, will ich nur, dass Du spürst, dass ich an Dich denke.
Wenn ich all das mache, möchte ich keine Dankbarkeit, aber Deine Wertschätzung.
Wenn ich Dich etwas frage, möchte ich dass Du mir von Dir erzählst.
Wenn Du vor mir weinst, fange ich Dich auf und gebe Dir mein Ohr und meine Schulter.
Wenn Du mich um Rat fragst, sage ich Dir was ich wirklich denke und nicht was Du hören willst.
Wenn Du zweifelst, zähle ich Dir auf in welchen Bereichen ich Dich bewundere, nur um Dir zu zeigen, wie Du Dich nicht siehst.
Wenn Du Angst hast, setze ich mich zu Dir auf den Boden und umarme Dich.
Wenn Du vor Freude platzt, strahlt es in mir, denn dass ist, wie ich Dich sehen möchte.
Wenn Du Dich daneben benimmst, verteidige ich Dich und sage Dir erst unter vier Augen, dass es nicht okay war.
Wenn Du noch nie am Wasser warst, fahren wir dahin, damit Du zukünftig beim Meeresrauschen an uns denken musst.
Wenn Du einsam bist, lege ich mich dazu, denn zweisam hält man es besser aus.
Wenn Du trauerst, lege ich meinen Kopf auf Deine Schulter und Schweige, weil Trauer nicht gefüllt werden kann.
Wenn wir streiten, versuche ich ruhig zu bleiben, damit kein Wort gesagt wird, welches später bereut wird.
Wenn Dir kalt ist, umarme ich Dich, denn diese Wärme spendet keine Jacke.
Wenn Du nachdenkst, frage ich nach, ob alles gut ist, lasse Dir aber den Freiraum den Du brauchst.
Wenn Du müde bist, drücke ich auf Pause und schaue die Folge morgen mit Dir weiter.

Wenn ich all das mache, zeige ich Dir jeden Tag aufs Neue meine Liebe.
Sie ist zerbrechlich, nie selbstverständlich, sie ist ein Geschenk.

Und wenn Du all das nimmst, frage Dich immer auch, was Dein Gegenüber verdient hat.
Wenn Du spürst, dass Du das nicht so geben kannst, wie Du nimmst, geh.
Geh und lasse diesem Menschen die Möglichkeit die Liebe zu finden, die er verdient hat.

Unsere Zeit ist kurz. Und sie darf nicht voll sein mit verpassten Momenten.
Sie sollte nur mit Liebe gefüllt sein. Einer Liebe, die jeden Sturm übersteht und dem strauchelnden Seemann Land in Aussicht stellt.
Etwas worauf wir uns freuen sollten und das nicht als Belastung empfunden wird.

In einer Welt, in der Du alles sein kannst...sei die Liebe.
Denn nur dann wirst Du sie erhalten.

Freitag, 10. Januar 2020

Die Abartigkeit des Seins

Wir reden über Feuer.
Ein Kontinent brennt, Das er gleichzeitig der rote Kontinent genannt wird, entbehrt nicht einer gewissen Grausamkeit. Wir rennen los, die Reichen spenden und fordern die weniger Reichen auf, es ihnen Gleichzutun. Schließlich zählt ja jeder Cent. Alles ist ein Zeichen. Alles ist politisch.
Bullshit.
Bald werden es eine Milliarde Tiere sein. EINE MILLIARDE!!!! Als wenn in Indien die Bevölkerung ausgelöscht werden würde.
Wir regen uns auf das es dieses Jahr wieder ein Dschungelcamp geben wird. Aber anstatt die immer mehr Z-Prominenten zu belächeln tun wir jetzt so, als wenn es uns um die Tiere gehen würde. Obwohl wir immer abgelacht haben, wenn einer wieder einen Hoden oder tausend lebende Würmer fressen musste. Da habe ich die zahlreichen Aufschreie aber verpasst. Als man nicht sicher war ob die Prüfung dem Prominenten oder dem Tier galt.
Hier mal ein paar Denkenswerte Fakten:
30 000 Feuer in Australien wurden von Menschen gelegt. Wir reden hier nicht über eine Naturkatastrophe. WIR sind die Naturkatastrophe, weil wir nicht mal wertschätzen können, was uns der Planet vor die Füße kotzt. Es sind Menschen die dort leben, bewusst anderen ihr Zuhause oder gar ihr Leben nehmen. Mit anderen Worten: Mörder.
Allein im Oktober/November hat ein FEUERWEHRMANN sieben Feuer gelegt. Weil er was zu tun haben wollte. Das ist so abartig das es zum Himmel schreit.
Und die Doppelmoral die ich in den letzten Tagen lese, seitdem es wieder bunte Sattelitenbilder gibt, geht mir gehörig auf den Zeiger. In Zeiten von Schweinefleisch für 3,99€ das Kilo und Klamotten aus Bangladesch, die von Kinderhänden geklöppelt werden, will mir doch keiner mehr erklären, dass er über seinen beschissenen Tellerrand schaut?!
Oh, natürlich. Die eigenen Kinder dürfen nicht in der Gerberei arbeiten oder im verseuchten Ganges baden, wenn es andere tun, ist es eben das notwendige Übel unserer Geldgeilen Gesellschaft.
Aber natürlich müssen unsere Kinder die beste schulische Ausbildung haben, tolle Jobs um sich noch mehr an der Hilflosigkeit der anderen Länder zu ergötzen.
Und nun der Knaller. Ich bin ebenso ein Teil des Problems. Ich liebe es in diesem Land, mit diesen Privilegien zu leben und mich mehr um Steuer- als Überlebensprobleme zu kümmern.
Aber ich bin nicht dumm.
Ich weiß das meine Existenz auf diesem Planeten ihren Preis kostet.
Und das ich ihn mal teuer bezahlen muss. Nur werde ich durch unser Gesundheitssystem sicher seichter abtreten, als die Menschen auf dessen Kosten ich gelebt habe.
Und DAS ist es was man sich bewusst machen sollte. Im kleinen Kreis zu tun, was machbar ist.

Ein Feuer zu legen und sich zu wundern das es Unschuldige mit in ihre Flammen zieht, ist nicht löschen, sondern sich wärmen.


Montag, 2. September 2019

Gerne mal Oldschool...

Individualität.
Das Wort unserer Zeit, vielleicht auch Generation.
Mit anderen Worten: Egoismus. Denn zu eben jenem werden wir angetrieben. Um Leistungsfähiger zu sein, ignoranter zu werden und uns hinter unserer Eigenständigkeit zu verstecken.
Aber was sind wir denn, wenn wir so Individuell sind?
Wir können uns selbst keine Familie sein, denn dies benötigt ja schlichtweg eine Ansammlung an Menschen. Wir können uns selbst kein Freund sein, denn wenn wir nur noch auf unseren eigenen Ratschlag hören, werden wir ja zur Schizophrenie erzogen. Wir können uns kein Partner sein, denn ein "Wir", wird nie allein von einem "Ich" bestimmt. Sieht für die Umwelt auch gerne mal seltsam aus, wenn man sich selbst tadelt oder umarmt.
Man hat früher seine Meinungsverschiedenheiten auch irgendwie direkter und offener austragen müssen. Da gab es nicht den sicheren Raum des Internets wo wir sein konnten, was oder wer wir wollten. Wir mussten hinter unseren Meinungen stehen, sie manchmal noch verteidigen, wenn wir wussten, dass wir uns eigentlich schon verrannt hatten, oder es keinen Sinn mehr machte. Aber wir hatten dabei etwas gelernt: Kommunikation.
Es ist verdammt schwer jemandem direkt in das Gesicht zu schauen und seine Wut, Angst, Verletztheit oder Scham ungefiltert und direkt zu sehen. Denn daher kommt ja auch die sinnvolle Ableitung unserer zahlreichen Emojis. Wir wollen das jede Hautfarbe, jede Sexualität und überhaupt jeder eingebunden wird, aber haben verlernt was sie bedeuten. Schön das wir immer emotionsloser unsere Emotionen digital versenden.
Wie selten sitzen wir einfach bei einem Glas Wein mit den Menschen die wir lieben zusammen und reden. Über unsere Geschichte, um uns besser kennenzulernen, über unsere Ängste, um gegenseitiges Verständnis zu empfinden, über unsere peinlichsten Momente um wirklich mal vor Lachen Tränen in den Augen zu haben. Denn eigentlich schicken wir diese Emojis nur, um sicher zu gehen, dass unser Gegenüber die Dinge versteht, die wir lieber nicht sagen. Wir können uns verstecken, jedes Wort mehrfach überdenken, neu schreiben, löschen und von vorn beginnen. Und somit haben wir verlernt mit den Konsequenzen unseres Handels zu leben und dafür einzustehen, was wir glauben, denken, oder lieben.
Ich streite lieber leise, aber bestimmt, manchmal ziehe ich mich auch bewusst zurück und sitze eine Situation aus, weil ich gerne mal offline und Oldschool bin. Ich höre mir noch gerne ein Album im ganzen an um zu verstehen an welchem Punkt in seinem Leben dieser Künstler mir etwas mitzuteilen hatte. Ich liebe es in einer Bar zu sitzen und das Leben zu besprechen, denn ich will nicht am Ende sagen müssen: "Ach, wie gerne hätte ich das noch gesagt."
Ich habe ja jetzt die Möglichkeit.
Ich liebe die schnelle Vernetzung, die guten Bilder um diese Gespräche, Abende und Erinnerungen auch festhalten zu können.

Aber vielleicht sollten wir ab und an das Telefon einmal öfter weglegen und in den Himmel schauen. Denn manche Sterne kann man in Bildern nicht einfangen. Und manche Gespräche kehren nie zurück. Erst recht nicht jene, welche nie geführt wurden.

Mittwoch, 25. Juli 2018

Nein zu Drogen, oder wie war das?

Demi Lovato ist gestern in ein Krankenhaus eingeliefert worden, wegen einer Überdosis. Für alle, welche nicht wissen, wer sie ist: Sie ist eine amerikanische Sängerin, sehr gut und ebenso erfolgreich auf ihrem Metier. Schon sehr jung, war sie auf den Brettern die die Welt bedeuten und hat sicher eine andere Jugend gehabt im Licht der Öffentlichkeit, als unsereins, der Scheiße bauen durfte, ohne dabei die ganze Zeit eine Kamera im Gesicht zu haben. Klar kann man jetzt sagen, sie hätte sich das ausgesucht, aber hat sie das wirklich? Ihr Job ist es, Menschen zu unterhalten, mit ihrer Stimme, ihren Shows, aber nicht wirklich Teil des Jobs ist es, ihr Privatleben öffentlich machen zu müssen, weil die Konsumgeile Gesellschaft gerne auf das Leben der Reichen und Berühmten schaut und sich daran ergötzt, wenn sie brechen, stolpern und ein ebenso fulminantes Comeback feiern. Wir brauchen es, zu sehen, dass es anderen auch schlecht geht, um uns selbst zu fühlen. Und es ist befriedigender wenn es die trifft, die doch vermeintlich alles haben.
Diesem Druck standzuhalten, ständig für andere als Vorbild, oder Feindbild zu gelten, ist nicht jeder Mensch gewachsen. Muss er auch nicht, denn schwach zu sein, Unzulänglichkeiten zu haben, ist einfach in der Natur des Menschen. Wir bewerten Job, Familie, Gewicht, Geld, Aussehen, Humor, eigentlich alles an anderen. Manchmal nehmen wir es als Motor, weil wir selbst etwas verändern wollen, manchmal als Beruhigungsmittel, dass es doch gar nicht so scheiße läuft für uns. Gibt ja andere, denen es viel schlechter geht.
Whitney Houston, Robin Williams, Amy Winehouse, Michael Jackson. Marylin Monroe, Prince, George Michael. Alles Menschen, die auf ihrem Kunstgebiet Meisterleistungen vollbracht haben und doch das ein oder andere Mal am Leben zerbrochen sind.

Demi Lovato war schon krank, lange bevor sie es wusste. Sie litt unter manischen Depressionen und einer Bi-polaren Störung. Diese Menschen haben oft ein sehr erhöhtes Risiko zu Drogen zu greifen. Oft finden sie Trost darin, weil es sie betäubt und sie die Auswirkungen ihrer Krankheit so nicht spüren müssen. Da wissen sie aber eben auch nicht, warum sie sich eigentlich selbst ruhig stellen. Viele erfahren es erst, wenn sie Therapien machen um aus diesem Sog heraus zu kommen. Dazu müssen sie aber zum einen das richtige Umfeld, die perfekte Behandlung und viel wichtiger selbst erkennen, dass es etwas im argen liegt. Nun kann man arrogant sagen, nun ja, wenn man sechs Jahre clean war (so wie Demi) muss man ja dann auch mal den inneren Schweinehund zusammen halten. Achso, na wenn das so einfach ist, wieso gibt es dann überhaupt Suchtkranke?
Ganz einfach. Es ist nicht so einfach, als würde ich bestimmen, in meiner Ernährung in Zukunft Zucker weg zu lassen. Denn das mache ich freiwillig. Ich kann jederzeit beschließen, ihn wieder zu essen, oder partiell Vegan zu leben, nur mal um zu testen, wie es ist. Ein Suchtkranker lebt immer mit dem Wort "Niemals"! Niemals wieder betäuben auf diese Art, niemals Angehörige enttäuschen, Niemals wieder schwach werden. Viel verlangt.
Rückfälle gehören dazu, vor allem wenn man ein normales Verhalten vollkommen umlernen muss.

Opiate waren früher völlig normal. Kaiserin Elisabeth (ja, unser aller Sisi) hatte im Reisegepäck immer eine Kokaspritze dabei, welche ihr vom Arzt gegen "Schwermütigkeit" verschrieben wurde.
Lange bevor es Studien darüber gab.

Und nun der eigentliche Witz:

An Alkohol und seinen Folgeerscheinungen sterben jedes Jahr in Deutschland die meisten Menschen, trotz allem sieht man überall Werbung, die uns ein leichtes Lebensgefühl vermittelt. Wir wollen nicht das unsere Kinder nackte Brüste sehen im Fernsehen und keine Schimpfwörter benutzen, aber wenn sie das Rum- Lebensgefühl vermittelt bekommen, singen wir alle noch laut den Werbe - Song mit.
Wir fragen Menschen auf Parties dreimal, ob sie WIRKLICH nichts trinken wollen, obwohl sie schon nein gesagt haben, wir haben Sprichwörter wie: "Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit.", um dem ganzen noch einen gewissen Humor zu geben. Und hey, da zeigen wir auch nicht mit dem Finger auf jemanden, der uns erklärt das er trockener Alkoholiker ist. Denn wir bewundern seinen Mut und die Courage es laut zu sagen.

Aber wenn jemand sagt das er ein wirklich psychisches Problem hat und der Alkohol eigentlich nur ein Ventil war (so wie die anderen Drogen eben auch) fragen wir nicht weiter nach. Das ist dann zu tief, weil es mehr war, als wir wissen wollten, als wir gefragt haben, wie es ihm geht.

Jeder kennt jemanden mit Burn-Out. Psychische Volkskrankheit Nummer EINS in unserer Leistungsfähigen Gesellschaft, die an ihren eigenen Anforderungen zerbricht. Das hat uns aber selten ermutigt, wirklich zu hinterfragen, warum es diesem Menschen so geht. Wir haben uns deshalb nicht hingesetzt und versucht zu verstehen, was in einem Menschen vorgeht, der glaubt an seinem Leben zu zerbrechen.

Wir haben ja soviel zu tun...

...wenn wir das Leben der anderen bewerten!

Samstag, 14. Juli 2018

Mama

Du siehst mich mit Deinen großen blau- grauen- manchmal grünen Augen an und ich sehe ein Lächeln. Ich bin mir nicht sicher, dass es wirklich da ist. Ich drücke Nancy's Hand und will eine Versicherung. Sie drückt zurück. Wir sind uns sicher, dass Du heute einen tollen Tag hattest, immerhin wurdest Du mit dem kompletten Bett hinausgeschoben, in die Sonne, Dein zweites Zuhause und auch in Richtung der Hüpfburg. So sind wir Dir entgegen gelaufen, überrascht, dass es überhaupt möglich ist.

Zeitsprung.

Du hast mir nach meiner Arbeit am Telefon eröffnet, dass Du wirklich schwer krank bist, es zumindest vermutest. Ich saß im Auto von Carolin und wiederholte stumpf Deine Worte: "Ich bin auf der Onkologie.", war es genau und ich sagte es nach, als wäre ich in der Schule und würde neue Worte lernen. Instinktiv nahm Caro meine Hand und drückte sie. Ihr war klar, was es bedeutet, wie gerne wäre ich dumm geblieben. Ich weinte sofort, ich reagiere nämlich sehr auf Berührungen, weil ich irgendwie spüre, wann sie von Herzen kommen. Ich habe sofort zu Ralf gesagt, dass ich dabei sein muss.

Zeitsprung.

Es ist Januar, ein beschissener Januar in Berlin, denn während ich in Stuttgart mit Turnschuhen eingestiegen bin, muss ich in Berlin feststellen. dass ich festklebe, sobald ich aussteige. Ich eile zu Dir, morgen bekommen wir das Ergebnis Du hast eine Bitte: "Egal was morgen gesagt wird, bitte weine nicht!" Oh je, denke ich mir, wie soll ich dass schaffen? Aber ich verspreche es. Ich will der Starke sein, DEIN Zuhause.
Wir irren über die Gänge, sind nervös, machen unangebrachte Witze, etwas wofür ich bis heute Deine Schwester, meine Tante, liebe, denn sie hat ebenso wie ich, begriffen dass unser Leben sehr beschissen sein kann und nur der Humor uns am Ende verbindet. Und ja, ich werde auf sie achten!
Die Ärztin ruft uns ins Zimmer...ich atme schwer, eigentlich kaum hörbar, aber Du spürst es und siehst mich nur an. Ich verstehe den Blick und frage fast kleinlaut, wohin ich mich setzen darf. "Gegenüber", sagt die Ärztin tonlos. Ich sitze, sauge Luft ein, als wäre sie unendlich.
"Leider muss ich ihnen mitteilen....", dann Stille. Ich hasse Stille bis heute, sie macht mich traurig, weil Du in diesen Momenten nicht meine Hand nehmen kannst, um mir zu sagen, dass alles gut wird.
"Es ist das schlimmste eingetreten. Sie haben Krebs."
Ich schaue von Dir auf Deinen Freund, nicht in der Lage zu reagieren. "Wie lange?", frage ich fast mechanisch.
Die Ärztin. auf die Frage vorbereitet sieht mir fest in die Augen und sagt diesen einen Satz: "Das kann man so nicht sagen, aber sie sollte genießen!"
Ich stoße den Stuhl zurück und renne aus dem Raum. Ich erinnere mich an das Versprechen nicht zu weinen. Ich weine vor der Tür, die Hände vor dem Gesicht, kann nicht glauben, dass dies nun mein Leben ist. Wir waren nach allem was wir erlebt haben, Seelenverwandt und nun sollte ich allein sein.

Sie sieht mich fest an, als sie aus dem Zimmer kommt, zündet sich vor der Tür eine Zigarette an und lächelt mich an. Dieses Lächeln, so voller Liebe, mein Heim, dass kann ich nicht mal geschrieben erklären.

"Ruf bitte alle an", sagt sie, mit einer Träne in den Augen, weil sie wusste, was es mit mir macht.

Als erstes rufe ich Ihre Schwester an. Ich sage die Worte: "Sie hat Krebs" und ich höre wie meine Tante ganz leise zerbricht. Als könnte man das Knacken in ihrem Herzen spüren.

Dann der schlimmste Teil: "Oma, ich muss Dir leider mitteilen, dass Mama Krebs hat."

Dieser Ton, dieses Seufzen, diese Trauer ist mein Begleiter, wenn es darum geht, heute mein Leben zu genießen. Ich habe in diesem Moment gelernt was es bedeutet, Erwachsen zu sein.

Wir treffen uns einen Tag später bei Mama, alle da, viele Tränen, viele Ängste, ich trenne mich von meinem Freund am Telefon, ich kann nicht an zwei Plätzen Krieg führen, wir müssen dem Krebs zeigen, dass wir stärker sind, so viel stärker...!!!

Zeitsprung.

"Wollen wir einen Film schauen?", frage ich in den Raum. Sie liegt seit Tagen im kleinen Zimmer auf der Couch. "Klar doch!", sagt sie und alles was mir einfällt ist "Beim Leben meiner Schwester" über ein Kind, was Organspender für seine Krebskranke Schwester ist.
"Ist ja nicht mein Krebs", sagt sie und lacht laut auf. Wie schön sie ist, wie sehr ich sie liebe. Wir schauen den Film, am Ende sitzen wir da, beide unter Tränen und Lachen laut, weil es so typisch ist.
Wir sind so miteinander, dass wir an den selben stellen heulen.

Zeitsprung.

Dein Mann sitzt unten vor dem Krankenhaus und weint auf der Bank- man kann es sofort erkennen, es ist ohne jede Hoffnung. Ich sehe ihm in die Augen und frage ihn, was los ist.
"Sie kommt hier nicht mehr raus, sie kommt nicht mehr nach Hause."
Ich bin versteinert. Er bittet mich, es Dir zu sagen. Ich weiß nicht, wie mir geschieht und stimme zu. Ich habe die Nummer meiner Cousine und Ihres Mannes im Kopf. Ich kann auch hier, heute nicht in Worte fassen, was wir für eine Familie waren, als es darauf ankam.
Ich gehe hoch und nachdem alle weg sind sitze ich in dem Krankenhaus zu dem ich manchmal fahre, nur um mich an Deine Stimme zu erinnern. Ganz leise höre ich Dich Lachen.
Du siehst mich ernst an.
"Mama, Du wirst leider nicht mehr nach Hause kommen.", sage ich zu Dir.
Du bist gefasst, kurz schluckst Du, dann greifst Du meine Hand. Ich bin ebenso gefasst. Bis Du mich fragst: "Willst Du noch etwas sagen? Haben wir etwas offen?"
Ich spüre jede Träne, alles was ich empfinden kann und ganz schnell habe ich Gänsehaut. Ich weine.
"Du darfst jetzt weinen Robert, Du verlierst schließlich Deine Mama."

Diesen Satz werde ich nie vergessen, er ist in meine Seele eingebrannt und Nancy hat geweint, sobald ich es gesagt habe, sie ist auch die einzige, deren Namen ich sage, weil sie mein Leben ist und ich weiß, dass ich ihr OK habe, wenn es um unser ALLER Kapitel geht.

Ich weine ungehemmt. "Es ist wegen dem Alkohol, oder?", fragst Du und ich breche noch mehr zusammen, weil ich leider nicht so gut Lügen kann, wie ich es wollen würde. "Wir haben doch aber eine tolle Zeit gehabt und ich will das Du mir was versprichst."
Du wirst leiser, weil Du die Tragkraft dessen begreifst, was ich Dir eben gesagt habe.
"Mach einen Abschluss, mach etwas aus Deinem Leben."
Während ich das schreibe, weine ich noch mehr, denn Du hast es nie gesehen.

Ich teile Dir sehr stolz mit, denn ich hoffe Du warst dabei:

Ich habe mir den Einzelhandelskaufmann selbst finanziert und mit einer drei schriftlich und einer zwei mündlich bestanden ohne jemals eine Berufsschule gesehen zu haben.

Ich habe danach meinen Ausbilderschein gemacht. Den habe ich mit einer zwei bestanden.

Und ich bin ein Fromelier, also habe ich einen Käsemeisterbrief, womit keiner was anfangen kann, aber ich habe es getan um Dir zu beweisen, was in mir steckt.

Ich war fleißig. Und ich bilde mir ein, dass ich Deine stolzen Rufe gehört habe, für jede Schulveranstaltung die wir verpasst haben, obwohl ich immer die Hauptrolle war und mich besonders bemüht habe, damit meine Eltern stolz auf mich sind.

Zeitsprung.

"Robert, komm bitte sofort ins Krankenhaus." Meine Tante ist Atemlos. Sie hat das Telefon Deines Freundes. Ich frage, ob Oma und Opa informiert sind. "Nein, wir wollten auf Dich warten."
Okay, ich nehme allen Mut zusammen. Ich wähle die Nummer, habe ich ebenso im Kopf, ist auch meine Heimat.
Ich erspare uns die Worte, die grausamen Details. Aber ich werde den Schrei nie vergessen. Wir können nicht ermessen was es bedeutet unser eigenes Kind zu verlieren. Wir können bis es soweit ist, nie ermessen, was es bedeutet zu verlieren. Egal wen. Wir können üben, reden, denken wir wären stark, bis wir schwach zusammenbrechen.
Wir haben Dich geküsst, umarmt, im Sessel neben Dir gesessen, gelacht, noch mehr geweint.

Zeitsprung.

Ich sitze auf der Couch, bin eigentlich nicht in der Lage nur einer Sendung zu folgen. Du wirst die Nacht nicht schaffen.
Nancy und ich haben das nicht erahnt als wir gestern gegangen sind. Ich war sogar feiern, weil ich so glücklich war, dass Du gelacht hast.
Nun sitze ich hier und warte auf den Anruf der mir sagt, dass Du nicht mehr da bist. Du atmest noch, nur in einem anderen Bezirk. Und ich sitze hier und warte auf den EINEN BESCHISSENEN VERFICKTEN ANRUF!!! Wie kann das alles in ein Leben passen?
Ich schlafe ein, mit einem enormen Herzschlag.

2:19

"Herr Pester, ich muss ihnen leider mitteilen, dass ihre Mutter um 2:10 Uhr verstorben ist."

Ich atme ein, dann aus, bedanke mich und lege auf.

Ich mache mir einen Sekt auf, gehe auf den Balkon, stehe mit erhobenen Glas da und sage: "Gute Reise, mein Engel."

Ich lächle, denn jetzt bist Du frei. So frei wie Du im Leben nicht sein konntest.

Freitag, 23. März 2018

Ungefiltert

Man kann auf so vielfältige Weise Müde sein, dass es manchmal erschreckend ist. 
Müde von der Arbeit, dem Perfektionismus, der Angst, dem Leben, der Langeweile. So viel Müdigkeit, so wenig direkte Erkenntnis. In den letzten Tagen war Arbeit meine oberste Priorität. So ist das eben, wenn man eine bewusste Entscheidung trifft. Aber warum funktionieren Entscheidungen eigentlich nie ohne ein schlechtes Gewissen? Wann habe ich das letzte Mal mit wem telefoniert? Warum melde ich mich nicht öfter, was kann ich ändern? Bin ich ein schlechter Freund, Partner, Bruder, Sohn, Enkel, wenn ich nicht immer geben kann, was ich eigentlich will?
Und dann sind da diese Ultra abgestumpften Momente, in welchen ich Anrufe ignoriere, ganz bewusst, weil ich keine Lust habe. Tief in mir weiß ich, dass ich so unsubtil nicht funktioniere. Eigentlich will ich den Menschen gerecht werden, wenn ich also merke, dass es nicht geht, lasse ich es lieber ganz. Diese Konsequenz habe ich gelernt und sie steht irgendwie auch für mich. Aber sie macht auch einsam. In Zeiten, in welchen wir das Internet aufrufen und mit Meinungen überrannt werden, sind wir immer nur einen Schritt von einer Wertung entfernt. Und weil diese Immunität so wunderbar ist, kann uns also jeder sagen, ob er unseren Style, unser Gesicht, oder gleich alles total beschissen findet. Und hinter der Maske des schnell geschriebenen Wortes stehen wir da und wissen nicht wie wir reagieren sollen. Manchmal sind wir verletzt und geben einen Hashtag weil wir das #Ultrawitzig finden, dabei scrollen wir durch und denken bei einem negativen Kommentar schon, wann und wie wir es löschen. Denn es ist eins zu viel, in einem Moment, in welchem wir gebauchpinselt werden wollen, eben weil unser Tag beschissen war, wir aber glauben, dass dieses Selfie doch recht gut geworden ist. Angst nicht zu gefallen hat die Reibung ersetzt. Früher hätte ich die Person direkt gefragt, wo eigentlich ihr verschissenes Problem ist, am Ende hätten wir angestossen und uns ewige Liebe geschworen. Heute bin ich ehrlich verletzt. Andere Meinungen sind schwerer zu ertragen, wenn sie so ungefiltert kommen, weil ich eben auch besser Schreiben, als Reden kann. Daher die Müdigkeit. Ich poste nur noch wenig bei Facebook, weil ich gemerkt habe, dass die Meinung anderer mein eigenes Stimmungsbild beeinflusst hat. Und ich wollte nicht mehr ferngesteuert sein. Ich wollte der gestresste, angekotzte Typ sein, der seinen Freunden sagt, was los ist, dabei aber authentisch und real ist. Ich kann noch so viel erleben, in so wenig Zeit, ich gebe mir Mühe in jedem Tag was gutes zu sehen (zu leben als wäre es der letzte, würde mich hochverschuldet aus der Nummer aussteigen lassen) und eben das auch zuzulassen. Kein Messen mehr, kein Böse sein, wenn ihr es nicht auch dem Gegenüber so sagen würdet und schon wäre die Welt etwas leichter. Nach jedem Amoklauf schreien wir die gleichen Parolen um dann nach Hause zu gehen und Menschen, die anderer Meinung sind zu beschimpfen auf eine Art, in welcher wir nicht erzogen wurden.

In diesem Sinne. Thank you for the Minute.....!!!!!