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Montag, 16. November 2015

Je suis...

Ich bin ehrlich geschockt. Die Anschläge in Paris sind erschütternd, machen mich wütend und traurig.
Ebenso traurig und fassungslos, machen mich die sozialen Netzwerke.
Nehmen wir mal die Möglichkeit der Profilbildumstellung bei Facebook. Man kann dort eines seiner bestehenden Bilder in die Flaggenfarben Frankreichs umgestalten, als Zeichen der Solidarität mit einem Land, welches in Schockstarre verharrt, jeglicher Sicherheit genommen wurde und Menschen in einem Krieg verloren hat, der nie als solcher ausgesprochen wurde.
Und schon kommen sie alle aus den Löchern gekrochen.
Tausende Gegenbewegungen und Kommentare in den weiten des Netzes.
Die einen sagen, sie ändern ihr Profilbild nicht, weil es nichts bringt, oder besser noch, weil sie es ja dann täglich ändern müssten. So ein Schwachsinn. Es bringt also nichts mehr, seine Solidarität, Wut und Trauer auszudrücken? Es bringt also nichts, das man zeigt, das man trauert, sich nicht auf einen hetzerischen Zug aufwirft? Genau diese Aussagen bringen eben nichts. Denn sie sind frei von Menschlichkeit. Ihr wollt es nicht umstellen. Gut, das ist eure freie Entscheidung. Aber irgendwelche Sprüche, von braunen Seiten zu kopieren und diese dann zu teilen, weil die eigenen Gedanken einfach fehlen oder nicht ausgereift sind, hat diese Welt zu einem Platz wie diesem werden lassen. Eine Welt, in der gefragt wird, wie es dem anderen geht, es aber eigentlich niemanden interessiert. Denn es bringt ja nichts. Man kann ja nichts ändern, man ist ja sooooo klein.
Klein sind nun im Augenblick jene Flüchtlinge, die genau wegen diesem Terror ihr Land verlassen haben, die ständig Angst um ihr Leben haben müssen, endlich ein Anrecht auf Leben im Frieden nutzen wollen und nun von jedem braunen Arschloch als Terrorristen abgestempelt werden.
Das wir der drittgrößte Waffen Exporteur der Welt sind und uns nun wundern, daß mit jenen Waffen, die ganze Industriezweige Reich und glücklich machen, eben keine friedliche Demonstration abgehalten wird ist pure Doppelmoral. Man erntet in der Regel das, was man sät.
Und ja, wir müssten oder könnten eben jeden Tag auch unser Bild in andere Landesflaggen verändern und die Zeit die ihr nutzt um dagegen zu sein, könnt ihr eben auch nutzen und mit einem Bildbearbeitungsprogramm genau das machen, wenn es euch wichtig ist. Das nennt man nämlich etwas tun. Ja, wir können nun mal nicht alle maßgeblich Politik steuern, aber wir können doch sehr wohl im kleinen anfangen. Bei unseren Freunden, unseren Familien, jenen Menschen, welche uns berühren und deren Leben wir kreuzen.
Wir können uns beschweren, das wir von Medien und Politik gesteuert werden und uns dann eben einfach hinter geteilten Sprüchen verstecken, die irgendwelche hetzerischen Idioten in ihren Kammern zusammenzimmern und dabei eben nicht bemerken, dass wir nun von ihnen instrumentalisiert werden. Aber ich lasse mir von niemandem verbieten um Menschen zu trauern, die nun ihre Familien nie wieder komplett haben, in Trauer sind, denen Hoffnung und Liebe genommen wurde. Was glaubt ihr, was passiert, wenn wir jene Menschen nun allein lassen? Sie ertrinken in ihrer Wut, mehr Hass entsteht und noch mehr sinnlose Tote wird es geben. Ihr könnt sehr wohl etwas tun. Mit offenen Augen durch das Leben gehen und die Menschen in eurem Leben mit Liebe und Respekt behandeln. Der Kreislauf von Hass, kann nur mit Liebe durchbrochen werden. Auch wenn es noch so schwer scheint. Ohne einen Anfang, wird es auch nie ein Resultat geben.
R.

Montag, 5. Oktober 2015

Das Risiko

Es gibt eine Sache, die mir am Herbst nicht gefällt. Er macht mich nachdenklich. Während ich im Sommer oft nicht weiß, wohin ich als erstes rennen soll, so zwingt mich der Herbst, mich wieder mehr zu besinnen. Auf mich und alles, was sich so angestaut hat, in meinem Kopf. Manchmal wünschte ich ein paar Parameter weniger Emotionalität in mir zu tragen, weniger sensibel zu sein, mehr im "Jetzt" als im "Vergangenen" zu sein. Aber jeder Versuch das zu ändern, wäre eine Verleugnung meiner Selbst. Und wenn ich schon immer propagiere, daß jeder er selbst sein darf, sollte ich für mich wohl auch damit anfangen.
Du bekommst Dein Leben geschenkt, kennst das Ende nicht, weißt nicht, wie, wann und durch welche Umstände Du es verlässt. Du hast eine kurze Zeit, denn in der Unendlichkeit, sind wir nicht mehr als ein Wimpernschlag. Und nun sollst Du zwischen Arbeit, Kochen und Putzen das Optimum herausholen. Du wirst älter und merkst auf einmal, daß Zeit nicht bedeutet, Dir im Juni schon zu wünschen, was Du an Weihnachten von Deinen Eltern möchtest. (Und ganz bestimmt kommt auch kein Wunsch mehr dazu.)
Auf einmal realisierst Du, daß es eigentlich die Zeit ist, die Du wünschst. Mit Menschen, welche Du liebst. Du wünschst Dir einen bestimmten Augenblick festhalten zu können, weil Du seine Einzigartigkeit erkennst. Du möchtest Situationen des vollen Glückes zurück, weil Du erst hinterher so schlau warst zu erkennen, wann Du vollkommen glücklich warst. Du möchtest Verletzungen zurück nehmen, die Du anderen beschert hast und willst selbst nie wieder so verletzt sein, wie in jenen Momenten als Du dachtest, der Boden unter Dir würde sich auftun und Dich verschlingen.
Ich wünsche mir manchmal Sonntage meiner Kindheit zurück. Ich bin immer früh wach gewesen (das mag ich heute selbst nicht mehr glauben) und habe mich in das Wohnzimmer gestohlen, Cartoons geschaut und aus voller Kehle gelacht. Ich habe meine Sachen angezogen und wir sind über Höfe gerannt, haben Keller unsicher gemacht und das schlimmste was hätte passieren können, war die Tatsache irgendwann ins Bett zu müssen.
Es gab noch keine Verluste, Abschiede waren immer nur bis zum nächsten Tag. Es gab kein Risiko. Und nun frage ich mich manchmal, wie es kommen konnte, dass ich nun hier sitze, ein Lied in Dauerschleife höre und mich frage, wann es anfing kompliziert zu werden.
Das Risiko besteht darin, nicht genug gegeben, versucht und erlebt zu haben. Und vielen bleibt diese Zeit eben nicht vergönnt. Und in jenen dunklen Stunden, die sich manchmal wie ein Mantel um mich hüllen, denke ich an sie. An die Menschen die nicht mehr sind, keine Risiken und Erinnerungen mehr haben können. Und ich vermisse sie. Ich vermisse ihr Lachen. Ihre Worte, die mich Dinge gelehrt haben und die Momente, die ich nicht mehr erleben kann. Hätte ich noch was sagen sollen? Eine Umarmung mehr? Für all jene die denken, meine Blogs sollten immer eine Botschaft enthalten...welche hätte dann dieser?
Für mich gibt es nicht immer allen Dingen etwas positives abzugewinnen. Ich vermisse.
Vielleicht ist die Botschaft das ich nicht aufhören werde zu lieben, festzuhalten, was mir wichtig ist, auch wenn wir einander verlieren könnten. Es geht ja nie ohne das Risiko.
Diese Empfindungen sind der vielleicht genialste Twist der Evolution. Wir können alles Hinterfragen und die Instinkte sind unseren Gedanken gewichen. Es ist ein Segen frei zu sein und auch Selbstbestimmt. Aber welche Tragik das an die schönsten Dinge auch immer ein Schatten geknüpft ist. Es ist wie das Ying und Yang, Gott und der Teufel, Feuer und Wasser. Wir können ohne ein Extrem das andere gar nicht wahrnehmen.
Und vielleicht zähle ich meine schönsten Erinnerungen gerade, weil sie mit den bittersten Verlusten einhergingen.
Also lasst uns weiter riskieren, daß wir uns umdrehen und einmal mehr feststellen, was uns die Zeit genommen hat. Vielleicht lächeln wir dann aber ganz still in uns hinein, weil wir eigentlich feststellen, wie reich wir beschenkt wurden.

Für M.
Für O.
Für P.
Für D.
Für R.

Für die Liebe.

Mittwoch, 9. September 2015

Die Sache mit dem Älter werden...

Ich bin in einer Szene unterwegs, welche sehr auf die Jugend fixiert ist. In der es wichtig ist, den perfekten Körper, das jüngste Gesicht und den besten Ernährungsplan vorzuweisen.
Und bedingt mache ich da auch mit, denn ich bin schon Eitel.
Nur bin ich es leid, jedem Trend nachzulaufen, mich immer wieder wegen meiner Geheimratsecken und meiner Augenfältchen ansprechen zu lassen. Ich hasse das bekannte "Schätze mal wie alt ich bin" Spiel. Ich stelle eine Frage und so ehrlich wie ich antworte, möchte ich eben auch eine Antwort und nicht raten müssen. Nachher kränkt man sein Gegenüber, oder man lügt schon vorab, weil man ja niemandem das Gefühl geben möchte, sich schlecht gehalten zu haben. Auch wenn ich bei manchen Antworten unwillkürlich zucken muss. Ich schiebe es auf unkontrollierten Gesichtsfasching.
Aber eigentlich ist mir das bei meinem Gegenüber völlig egal. Für mich ist es eine Zahl, die nichts darüber aussagt, wie dieser Mensch ist. Klar, war ich nicht immer so, doch mit der Zeit, wenn es Dich selbst betrifft und Du an Dir feststellst, dass Du Dich veränderst, wirst Du auch milder.
Heute würde ich einen Älteren ebenso Daten, wie ich es mit einem Jüngeren machen würde.
Und es ist ein Zustand den ich genieße. Denn ich weiß, er erreicht uns alle.
Und wenn jemand meine Fältchen nicht mag, hat er den Rest auch nicht verdient, denn sie sind was ich erlebt habe. Auf Narben sind so viele stolz, weil sie sie an überwundene Verletzungen erinnern und ihnen ihre Stärke vor Augen halten. Sie lassen sich Erinnerungen tätowieren um sich selbst und andere an alles zu erinnern, was ihnen wichtig war.
Vielleicht nehme ich das zu genau, aber nichts anderes finde ich in meinem Gesicht vor. Ich bin stolz auf die Lachfältchen, weil sie mich an die zahlreichen Momente erinnern, in welchen ich fast vom Stuhl geflogen bin. In denen ich die perfekten Menschen, mit meinem Humor, um mich hatte und wir uns kindisch die Bäuche halten mussten und das Grunzen und Gegröhle nicht unterdrücken konnten.
Ich blicke auf meine Zornesfalte, die mich mahnt, daß ich nicht mehr das zulassen darf, was mich diese Falte gekostet hat. Auch erinnert sie mich daran, daß man weder sich selbst, noch seine Erwartungen an anderen messen muss. Ich sehe die Sorgenfältchen, Momente der Traurigkeit und Einsamkeit, des Verlustes und der Angst. Würde ich nur eine davon wegbügeln, wäre es, als wenn jemand Seiten aus einem Tagebuch reißt, nur weil er die Erinnerung nicht aushalten kann.
Gut, das mit meinen Haaren finde ich nicht so lustig. Ehrlich gesagt kotzt es mich an, weil ich leider auch nicht das bombigste Mützengesicht habe. Weder die Geheimratsecken, noch die grauen Haare sind etwas, dem ich was positives abgewinnen könnte.
Klar gehören sie dazu, aber auch ich bin nicht davor gefeit, in diesen Momenten zu färben und auch mal zu verdecken. Das ist die persönliche Eitelkeit. Man will ja auch nicht aussehen, wie David Hasselhoff beim Burger verspeisen auf dem Badezimmerboden. Auch wenn man den Alkohol mittlerweile so gut verträgt, wie er. Wer hat eigentlich erfunden, daß Sonntage nach Parties nur noch zum schlafen und gelegentlichen Haare festhalten mutiert sind?
Aber zurück zum Thema, ich schweife mal wieder ab...oh, ein Vögelchen...

Nur weiß ich, dass ich mich mag, mit mir im Reinen bin und weiß, was ich will und von mir erwarte.
Und ich erwarte von niemandem es genauso zu sehen, nur werde ich lächelnd in der Ecke stehen, wenn jene, die heute noch urteilen, einmal selbst erkennen müssen, daß Zeit nur geliehen ist und sie auch mit der Schwerkraft und der Vergänglichkeit leben müssen. Und wer mich kennt weiß leider auch, daß ich in diesem Moment sicher auch klatschen und laut gröhlen werde. Darf ich ja dann auch. Alte Leute müssen sogar schrullig werden.
Man kann durchaus in Würde altern und wird nichts an Charme und Esprit einbüßen müssen, weil es jene Dinge sind, die wir nicht durch unser Äußeres steuern.
Du musst Dich in Deinem Haus wohlfühlen, um fabelhafte Partys schmeißen zu können.

Also lassen wir es krachen und feiern, daß wir nur durch das Älterwerden erkennen, was Leben wirklich ausmacht. Und mein Lieblingsspruch ist ja nicht umsonst: Gibt Dir das Leben ne Zitrone, frag nach Salz und Tequila.
Also auf den nächsten verschlafenen Sonntag, der mich daran erinnert, daß ich zum Feiern nicht zu alt bin.

Euer Robert

Samstag, 11. April 2015

Wenn ich gehen muss...

Ich musste diese Woche einmal mehr dem Tod gegenüber treten. Es war eine Beerdigung, die mich wissen ließ, wie wertvoll diese wenigen Minuten auf dieser blauen, sich ewig drehenden Kugel sind.
Ja, es ist nur ein Wimperschlag und das was wir LEBEN nannten ist einfach weg. Der letzte Atemzug ist getan und wir gehen in eine Ewigkeit. Keiner weiß, wie sie aussieht, vielleicht haben wir alle unser ganz eigenes Paradies, aber es ließ mich nachdenken, wie es meist bei mir der Fall ist. Der Kopf und das Herz laufen sehr oft synchron.
Wie soll es also aussehen? Das optimale Ende?
Jeder der mich kennt, weiß, dass es nicht ohne Sarkasmus gehen würde. Krankheit? Bin ich nicht der einzige, der durch eine gefühlte Hölle müsste. Plötzlicher Herztod, durchaus denkbar, bei einer meiner zahlreichen Lachanfälle, oder ich wache nicht mehr auf, sehr gnädig, jedoch so undankbar.

Also Danke ich jetzt. Allen Menschen, die mir gezeigt haben, was es heißt, so wirklich und aufrichtig zu lieben und derer gab es ganze zwei Personen. Ich Danke meinem Leben, weil es so unfassbar nett zu mir war. Ich Danke meiner Familie, die so unsagbar wundervoll zu mir ist und mich immer geliebt hat, ob neu oder alt, wir gehören alle irgendwie zusammen.
Ich Danke den Menschen welche ich verloren habe, weil sie mir durch ihr gehen, die Bedeutung dieses Lebens beigebracht haben. Eine Lektion, welche ich gerne später und weniger Intensiv erlebt hätte. Ich Danke der Einsamkeit, weil sie mich hat schätzen lassen, was Nähe bedeutet. Ich Danke der Liebe, weil sie mich so umarmt hat. Ich Danke allen Menschen die mich haben wachsen und reifen lassen.

Wie will ich erinnert werden?
Ich bin ich. Ich bin laut, klein und so unsagbar bösartig, wenn es darum geht das letzte Wort und den besten Witz zu reißen. Ich will, daß man lacht. Das man sich erinnert, an einen Menschen, der immer versucht hat ein "Sonnenschein" zu sein und weniger eine Last. Ein Mensch, der lieber sagt, was er denkt, als mit dem Magengeschwür zu leben, was ihm andere verursacht haben. Ich möchte gerne, daß wirklich nur Musik gespielt wird, welche ich wirklich gemocht habe, nicht was andere mit mir verbinden. Ich will das ihr heult und im nächsten Moment vor Lachen vergesst, daß es was trauriges ist. Ich will nen tolles Foto von mir, weil ich mega Eitel bin.
Ich will meine große Liebe eine Rede halten lassen, weil es das letzte Mal ist, daß wir uns so nah sind und etwas gemeinsames teilen.

Ich will meine Beine auf ner Wolke schaukeln und euch alle vermissen. Aber ich will dankbar sein, daß ich euch hatte. Wer kann schon mit 32 sagen, daß ihn das Leben in vollen Zügen umarmt hat?
Es soll nicht regnen, denn das Leben regnet oft genug auf uns herunter und wie bei einer Hochzeit, will ich mir den Tag nicht vom Wetter versauen lassen. Da bin ich eigen.

Warum ich das denke? Darüber schreibe?

Weil ich liebe. Jeden von euch mit allem was dazu gehört. Weil ihr Teil und mein Leben seid. Weil ich euch gut oder weniger gut kenne, aber vor allem, weil ich bemerkt habe, wie wertvoll das hier alles ist.

LEBT!!!! Umarmt diese Gefühle, seid weniger traurig, lacht mehr und liebt bis der Kanal voll ist. Habt keine Angst. Vor nichts. Nur der Tod gewinnt. Das DAZWISCHEN gestalten wir ganz allein.

Ich bin heute so glücklich. ICH zu sein und euch zu haben. DANKE!!!

Samstag, 28. März 2015

Wie wir mit der Tragödie umgehen

Und da stehen wir wieder...

...wie schon in einem älteren Blog von mir, muss ich wieder feststellen, dass Depression noch nicht in unserer Gesellschaft angekommen ist.
Und welch grausige Theorien und Sätze im allgemeinen nun so zum Vorschein kommen.
"Wie kann man einen Menschen mit psychischer Belastung nur fliegen lassen?"
Ganz klare Antwort.
Weil wir diese alle haben. Wir alle sind bis zu einem gewissen Punkt belastbar und wissen nie, wann die Grenze erreicht ist. Oft sind es jene, welche so unscheinbar waren, welche sich nicht mitgeteilt haben, die uns nur in ihrem Tod, daß Ausmaß ihrer Erkrankung bewusst machen. Wir können aber nun nicht jeden Menschen mit einer Depression überprüfen und vollkommen überwachen, weil ihnen ein normales Leben dann ebenfalls schier unmöglich wäre.
Fragt ihr euren Arzt kurz vor der Operation, ob er depressiv ist und wie er sich fühlt, nach seinem 24 Stunden Dienst? Wie sieht es aus, wenn ihr als Beifahrer in ein Auto steigt? In einen Reisebus? Ihr legt euer Leben jeden Tag unbewusst in die Verantwortung eines anderen Menschen, verlasst euch auf sein Können und sein Wissen. Und unter allen Berufsgruppen gibt es auch depressive Menschen.

Ja, in diesem Fall hat es 149 Menschen das Leben gekostet. Und das ist eine der größten Tragödien der neueren Zeit, doch jede Medaille hat zwei Seiten. Zum einen kann man Menschenleben nicht aufwiegen. Zum anderen, wo ist die kollektive Trauer, wenn ein Familienvater, weil er verlassen wird, beschließt, die ganze Familie umzubringen? Oh, Moment, Mord ist ja in der Gesellschaft angekommen. Und es hat ja keine 149 Menschen ihr Leben gekostet. Nur eben die Frau, welche ein neues Leben beginnen wollte. Und zwei Kinder, welche ihr ganzes Leben noch vor sich hatten.
Wir nehmen es auf, schauen noch mal "Aktenzeichen XY", für das gute Gewissen und schauen eine Comedy- Show, der Alltag ist ja schließlich so grau.
Nun aber haben wir alle eine Meinung zu einem Piloten, welcher uns vielleicht schon einige Male selbst sicher auf den Boden zurück gebracht hat. Nun stürzen wir wieder wie die Heuschrecken auf ein Leben ein, welches wir nicht kennen, aber glauben bewerten zu können.
Auch Berichterstattung sollte sensibel sein. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen und die Zeitung, welche täglich ca 12 Millionen Leser erreicht ist wieder Meinungsgebend dabei, bloßzustellen, indem ein großes Bild vom "Täter" auf der Titelseite prangt. Seine Eltern, Freunde und Familienmitglieder werden belagert und müssen nun ein Leben lang mit der falschen Entscheidung ihres Sohnes, Freundes und Familienmitgliedes leben. Als wenn sie es gewusst und es absichtlich zugelassen hätten. Der "Mörder" ist weg, er kann die Schuld nicht mehr aufgeladen bekommen, also muss ein neues Feindbild her. Dies sollte der Moment der Opfer sein. Man sollte Trauern. Aber nicht beschreien, was man nicht ändern kann. Man sollte nicht: "Ach hätten wir nur..." spielen, sondern Lösungen finden. Aus der Tragödie lernen. Vielleicht auch im eigenen Umfeld aufmerksamer werden. Oder schreien wir so laut, weil wir Angst haben? Angst, daß wir alle jemanden in unserem Umfeld haben könnten, den wir nur glauben zu kennen?
Dann wäre es angebrachter die Zeit zu nutzen, ein Miteinander zu kreieren und darin zu Leben.
Es ist hoffentlich klar, daß ich es nicht gutheiße, wenn es sich wirklich so zugetragen hat, wie es im Augenblick eben noch vermutet wird. Nur bin ich einfach der Meinung, daß alles was im großen passiert, eben auch ein kleines "Uns" in sich trägt. Und wir sollten die Menschen, welche wir lieben, dies auch immer wissen lassen. Und selbst dann, könnten wir nicht jede Tragödie verhindern. Aber wir könnten uns sagen: "Wir haben es ehrlich versucht".
In diesem Sinne.

Mein Herz und meine Gedanken sind bei 150 Menschen, welche ihr Leben lassen mussten.

Freitag, 13. Februar 2015

Das Glück liegt auf der Straße

Irgendwie ist Single sein eine sehr gewöhnungsbedürftige Sache.

Diese Momente in welchen man sich wieder diesem Haifischbecken des Datens aussetzt und so viele unterschiedliche Menschen kennenlernt.

1. Der Cyber- Typ.
Er passt fast perfekt. Fast denkt man schon, die Grenze des normalen überschritten zu haben. Kann es sein, daß jemand so perfekt ist? Wie er schreibt, sich gibt, er ist schlagfertig und ich kann lachen ohne mich anzustrengen, ihn witzig finden ohne mir den Humor schön zu trinken. Nur hat er nie Zeit. Er kann Stundenlang schreiben, jedoch ist er nicht in der Lage mich zu sehen. Ach was, ich mache mir darüber keine Gedanken...bis ich ihn sehe und gerne für meine vergeudete Zeit entschädigt werden würde.

2. Der Alles- oder nichts Typ.

Ich fühle mich wohl. Er ist passabel, sogar bei Sonnenlicht, er kommt gebildet daher, er hat Arbeit und auch sonst scheinen wir gute Ansichten zu teilen und die schlechten wegzulachen. Okay, wir hören dann morgen.
Oh je. Und schon steht das Telefon nicht mehr still und ich sehe mich konfrontiert mit der Tatsache, dass er so krampfhaft eine Beziehung gesucht hat, daß ich nun sein "Opfer" bin. Er ist mit sofortiger Wirkung wahnsinnig unsexy geworden.

3. Captain One- Night- Stand.
Heuchelt vor, er will ein Date, will aber eigentlich nur in Dein Bett. Kommt mit "Nein" nicht so optimal klar, weil er denkt, der attraktivste zu sein. Ist aber nur Mittelmaß. Mit Alkohol wärs besser, aber ich kann ja nicht nur trinken.

4. Mr. Perfect.
Hat alles, will alles, sollte vorher aber dringend noch seine feste Beziehung beenden.

5. Friend
Hat alles, will alles, aber ich denke ich stehe vor meinem Bruder. Nicht die optimalste Kombination. Er merkt es nicht. Ich gehe und sage, daß Inzucht immer noch nicht gut ist. Nicht mal legal. Auch wenn wir keine bekloppten Kinder bekommen können.

Man sieht also, ich könnte Lotto spielen und hätte wahrscheinlich eine höhere Trefferquote Millionär, als in diesem Haifischbecken nicht aufgefressen zu werden.
Und es kostet Zeit und auch Kraft, sich dem auszusetzen. Klar, macht es Spaß, gemeinsam mit Freunden diese Dates auszuwerten und sich über die skurrilen Situation scheckig zu lachen, jedoch decken sie einen nicht zu. Und man muss der Typ dafür sein. Kontakte knüpfen war noch nie mein Problem, aber sich vorstellen, von sich erzählen und dabei auch ans eingemachte zu gehen, ist eine Herausforderung, welche nur funktioniert, wenn der "Richtige" dabei ist. Und ich bin froh, daß es von jenen, nicht viele in meinem Leben gab. 
Ich bin in einem Alter angekommen wo es mich erschreckt, daß ich manchmal klarer benennen kann, was ich nicht möchte, als klar und frohen Mutes zu verkünden, was ich mir eigentlich erhoffe.
Und das macht es ja nicht immer leichter, nur für das eigene Gewissen. Man selektiert Menschen und deren Eigenschaften so sehr, daß die guten, wegen nur einer Unstimmigkeit, wahrscheinlich an einem vorüberziehen.

Und eigentlich ist es ja so, daß Single sein "Aua" macht und einem keiner sagt, wie man sich so richtig gut trennt. Man kann aus einer Wohnung, nicht aber aus seinen Gewohnheiten ziehen. Man kann weiterziehen, indem man sich bewegt. Wenn das Herz aber nicht mitkommt, hängt es wohl noch an Gefühlen.
Liebe ist eine chemische Reaktion, auf den passenden Menschen und ich denke, daß kann und sollte auch nicht unendlich oft passieren. "Man sieht nur mit dem Herzen gut", ist eben keine Floskel. Sie macht nur traurig, denn wenn man es nicht verschenken kann, wen sollte man dann sehen?

Ich hoffe, daß sich alles wendet, wie es sein sollte. Das Glück ist eine fragile und doch wundervolle Sache. Meistens merkt man ja erst, welche Momente perfekt und vollkommen waren, wenn man das Glück nicht empfindet.

Aber eine Liebe ist so konstant in meinem Leben, daß sie mich auch über diese Phase des "Was und wer bin ich" hinwegtröstet. Und das sind meine Freunde. Ich habe es immer gelebt, daß sie die Familie sind, die man sich aussucht. Und meine Familie ist auch so einzigartig und gewachsen, daß ich selten das Gefühl habe, wirklich allein zu sein. 
Nur bin ich auch nicht so naiv zu glauben, daß es mit einer Beziehung aufzuwiegen ist, denn in jenem Moment, wo man sich trennt, neue Grenzen setzt, ist man auch getrennt von einer tiefen Freundschaft, vielleicht der besten und Intensivsten, welche man glaubte zu haben. Das Lachen zieht aus, die gemeinsamen Gespräche verhallen in der Weite Deiner Wohnung und wo eben noch Leben war, ist nun Stille eingezogen.

In diesem Sinne...
Das Glück liegt auf der Straße. Also Augen auf im Straßenverkehr. Die Richtung ist nicht wichtig, wenn man den Weg nicht allein geht.