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Samstag, 28. März 2015

Wie wir mit der Tragödie umgehen

Und da stehen wir wieder...

...wie schon in einem älteren Blog von mir, muss ich wieder feststellen, dass Depression noch nicht in unserer Gesellschaft angekommen ist.
Und welch grausige Theorien und Sätze im allgemeinen nun so zum Vorschein kommen.
"Wie kann man einen Menschen mit psychischer Belastung nur fliegen lassen?"
Ganz klare Antwort.
Weil wir diese alle haben. Wir alle sind bis zu einem gewissen Punkt belastbar und wissen nie, wann die Grenze erreicht ist. Oft sind es jene, welche so unscheinbar waren, welche sich nicht mitgeteilt haben, die uns nur in ihrem Tod, daß Ausmaß ihrer Erkrankung bewusst machen. Wir können aber nun nicht jeden Menschen mit einer Depression überprüfen und vollkommen überwachen, weil ihnen ein normales Leben dann ebenfalls schier unmöglich wäre.
Fragt ihr euren Arzt kurz vor der Operation, ob er depressiv ist und wie er sich fühlt, nach seinem 24 Stunden Dienst? Wie sieht es aus, wenn ihr als Beifahrer in ein Auto steigt? In einen Reisebus? Ihr legt euer Leben jeden Tag unbewusst in die Verantwortung eines anderen Menschen, verlasst euch auf sein Können und sein Wissen. Und unter allen Berufsgruppen gibt es auch depressive Menschen.

Ja, in diesem Fall hat es 149 Menschen das Leben gekostet. Und das ist eine der größten Tragödien der neueren Zeit, doch jede Medaille hat zwei Seiten. Zum einen kann man Menschenleben nicht aufwiegen. Zum anderen, wo ist die kollektive Trauer, wenn ein Familienvater, weil er verlassen wird, beschließt, die ganze Familie umzubringen? Oh, Moment, Mord ist ja in der Gesellschaft angekommen. Und es hat ja keine 149 Menschen ihr Leben gekostet. Nur eben die Frau, welche ein neues Leben beginnen wollte. Und zwei Kinder, welche ihr ganzes Leben noch vor sich hatten.
Wir nehmen es auf, schauen noch mal "Aktenzeichen XY", für das gute Gewissen und schauen eine Comedy- Show, der Alltag ist ja schließlich so grau.
Nun aber haben wir alle eine Meinung zu einem Piloten, welcher uns vielleicht schon einige Male selbst sicher auf den Boden zurück gebracht hat. Nun stürzen wir wieder wie die Heuschrecken auf ein Leben ein, welches wir nicht kennen, aber glauben bewerten zu können.
Auch Berichterstattung sollte sensibel sein. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen und die Zeitung, welche täglich ca 12 Millionen Leser erreicht ist wieder Meinungsgebend dabei, bloßzustellen, indem ein großes Bild vom "Täter" auf der Titelseite prangt. Seine Eltern, Freunde und Familienmitglieder werden belagert und müssen nun ein Leben lang mit der falschen Entscheidung ihres Sohnes, Freundes und Familienmitgliedes leben. Als wenn sie es gewusst und es absichtlich zugelassen hätten. Der "Mörder" ist weg, er kann die Schuld nicht mehr aufgeladen bekommen, also muss ein neues Feindbild her. Dies sollte der Moment der Opfer sein. Man sollte Trauern. Aber nicht beschreien, was man nicht ändern kann. Man sollte nicht: "Ach hätten wir nur..." spielen, sondern Lösungen finden. Aus der Tragödie lernen. Vielleicht auch im eigenen Umfeld aufmerksamer werden. Oder schreien wir so laut, weil wir Angst haben? Angst, daß wir alle jemanden in unserem Umfeld haben könnten, den wir nur glauben zu kennen?
Dann wäre es angebrachter die Zeit zu nutzen, ein Miteinander zu kreieren und darin zu Leben.
Es ist hoffentlich klar, daß ich es nicht gutheiße, wenn es sich wirklich so zugetragen hat, wie es im Augenblick eben noch vermutet wird. Nur bin ich einfach der Meinung, daß alles was im großen passiert, eben auch ein kleines "Uns" in sich trägt. Und wir sollten die Menschen, welche wir lieben, dies auch immer wissen lassen. Und selbst dann, könnten wir nicht jede Tragödie verhindern. Aber wir könnten uns sagen: "Wir haben es ehrlich versucht".
In diesem Sinne.

Mein Herz und meine Gedanken sind bei 150 Menschen, welche ihr Leben lassen mussten.