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Dienstag, 29. November 2016

Die Prüfung

Oft stehen wir in unserem Leben vor Scheidewegen. Vor gewissen Ängsten, die Zeit hatten sich aufzubauen, weil wir vollgepumpt mit Mythen aus der Vergangenheit dagegen kämpfen müssen, was uns anerzogen wurde. Viele dieser Ängste können wir überwinden, wenn wir uns ihnen bewusst stellen. Wir steigen in Flugzeuge und kommen voller Euphorie an den Traumstränden dieser Welt an, stecken unsere Füße in den Sand und können nicht mehr verstehen, warum wir uns vor lauter Angst beinahe dieses Wunder der Natur hätten entgehen lassen.
Oder wir steigen hunderte von Treppen auf ein Gebäude, blicken hinunter und stellen die Schönheit der Aussicht fest und fotografieren diesen Moment mit unseren Gedanken. Denn eigentlich ist es ja so, dass wir in der Erinnerung mehr zu Hause sind, als auf den Fotos unserer Smartphones. Wir führen unangenehme Gespräche, weil wir wissen, daß wir nur dadurch eine ersehnte Klärung herbeirufen werden, nur so über uns hinauswachsen können und das "Nein sagen" lernen.
Wir rennen aufgescheucht durch die Welt, jeden Tag mit Ängsten und Sorgen konfrontiert, manche leichter, manche aber unsagbar schwer zu überwinden.
Nur eine Angst werden wir nicht überwinden, denn egal wie oft wir uns ihr stellen, sie wird weder natürlicher, noch kann man dieser Angst etwas schönes oder gar anmutiges abgewinnen. Es ist die Verlustangst. Die wahrscheinlich größte Prüfung in unserer aller Leben. Denn was wir Lieben, lassen wir nicht gerne gehen. Und schon gar nicht in einer Zeit, in der wir so voller Unsicherheit sind.
Wir erleben den Terror dieser Welt, die Krankheiten dieser Welt, die Abartigkeiten dessen, wozu Menschen fähig sein können und dann stehen wir am Bett unserer Mütter und Väter, Großeltern und Freunde und müssen ein letztes "Lebewohl" hauchen, obwohl es uns das Herz zerreißt. In jenen Momenten sind wir reduziert auf diese Angst, wir zittern und weinen, wir leugnen und lachen, wir streiten und schreien, weil all das besser ist, als sich dieser letzten Prüfung zu stellen. Die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit, der Angst diesen geliebten Menschen nie wieder sprechen oder streicheln zu können, der Angst versagt zu haben, nicht genug geredet und getan zu haben. Wir sind reduziert auf die Instinkte eines Kindes. Wir sind wankelmütig. Hin- und hergerissen zwischen der Logik und unseren Emotionen. Ich habe diese Situationen erlebt, nun mehrfach und ich war selten so klein und voller Angst, so unendlich traurig.
Und das schlimmste dabei war dass ich am Ende kein wohlwollendes Fazit hatte. Ich war einfach nur sauer auf das Leben, dass mir diese Menschen geschenkt und wieder genommen hat. Mit der Naivität eines Kindes stand ich da und wollte hinausschreien das man sich nichts zurücknimmt, was man einem anderen geschenkt hat. Ich war von einer grausamen Hilflosigkeit gepackt, die mir nichts und niemand nehmen konnte. Ich hatte Albträume und Tagträume.
Ich erkannte das es die Prüfung im Leben ist, welche ich nicht in der Lage sein würde zu verstehen oder zu meistern. Weil einen niemand darauf vorbereiten kann, wie individuell man selbst mit dieser Trauer und Angst umgeht. Ja, es ist ein Kreislauf, aber sind wir ehrlich, er ist beschissen und nicht gerechtfertigt. Warum man uns so einen Haufen an Emotionen schenkt, warum man so viel Grauen und Schönheit gleichermaßen in uns gefüllt hat und uns dann wie suchende ohne Beipackzettel damit allein lässt.
Ich weiß einmal mehr zu schätzen wie dankbar ich dennoch bin. Wie glücklich diese Freunde, diese Familie, diese Basis zu haben. Ich würde sie für kein Geld dieser Welt eintauschen wollen. Und ich versuche mir selbst zu sagen dass die größte Prüfung vielleicht darin liegt, sie niemals abzulegen, sondern einfach nur daran zu wachsen.

In diesem Sinne sollten wir einander oft genug sagen, was wir empfinden, uns halten und umarmen. Miteinander Lachen und Weinen, denn am Ende werden wir immer nur das bereuen, was wir nicht getan haben!

Donnerstag, 15. September 2016

Auf halber Strecke...

Du siehst einander an und der Funke springt über. Es ist ein Lächeln, der Bruchteil einer Sekunde, wie ein Rausch und in Dir platzt die Kette, welche Du um Dein Herz gelegt hattest.
Jedes Wort was er sagt, saugst Du auf, keine Information darf verpasst werden. Jede zufällige Berührung gibt Dir das Gefühl der Elektrizität. Dein Körper bebt, Dein Lachen wird breiter, lauter, aufgeregter. Es ist passiert. Du hast Dich verliebt.
Ihr sitzt in einem Park, seht euch immer wieder an, lauscht einander und den Menschen um euch herum, denn es fehlt ja noch an Themen. Also wird geküsst. Leidenschaftlich, voller Glück. Da ist er wieder, der Rausch. Ihr beobachtet die anderen Menschen, aus eurem kleinen Kosmos heraus und irgendwie ist alles mega öde, was nicht mit dem anderen zu tun hat.
Ihr seht euch einen Tag später wieder. Er steht mit einer Rose vor Dir und Du zweifelst an der Echtheit dieses Momentes. Er ist kitschig und doch so nah an dem was Du als perfekt beschreiben würdest. Du merkst in diesem Augenblick, dem Wimpernschlag, daß Du Dich verliebt hast.

Ihr lernt euch kennen, immer besser. Es gibt eine Intimität, die erst im Geist entsteht. Können die draußen nicht verstehen. Ist aber schön. Die ersten Insider- Witze entstehen, verschwörendes Grinsen, ein Zwinkern, eine Berührung und ihr versteht ohne Worte, was der andere gerade denkt.
Fühlt sich perfekt an...

...bis der erste Streit kommt. Vorwürfe. So viel Ballast den ihr rumschleppt. So unendlich viel Vergangenheit in so wenig Leben. So viele Verletzungen die Du nicht heilen kannst und die nicht für Dich geheilt werden können. In Dir keimt der Gedanke auf, dass es ein paar Jahre eher so perfekt gewesen wäre. Wenn ihr beide noch nicht geprägt wärt, von dem Mist, der sich euch vor die Füße gekotzt hat. Wenn es nicht so oft darum gehen würde sich für das zu bestrafen, was andere einem angetan haben.

Ihr versucht es. Zu verstehen, aufeinander zuzugehen. Auf halber Strecke bleibt ihr liegen. Die Liebe ist da, der Wille auch, nur die Päckchen sind zu groß.
Die Liebe braucht ein Haus. Denn nur, wer den anderen sein zu Hause nennt, kann die Türen und Fenster öffnen und den frischen Wind herein beten.
Auf halber Strecke liegt immer nur der Wunsch. Nur leider nicht die Realität.

Die Realität ist Ruhe, Pausen, Vermissen, wieder aufeinander zugehen. Und doch verpassen.
Dabei bist Du es so leid, das daten, die falschen Entscheidungen. Wo ist der Hafen? Und warum sehe nur ich ihn in Dir? Will mich nicht fühlen wie ein Teenager und doch merke ich, dass man so alt wie ein Stein sein könnte und doch nie so kalt wird.

Ich denke an den ersten Tag. Ich lächle. Immer noch.
Und ich merke das eines nicht verschwunden ist...

mein "Ich liebe Dich"!

Liegt nur auf halber Strecke

Sonntag, 21. August 2016

Vermissen und Verpassen

Vermissen ist das Gefühl unserer Zeit. Es ist der Bruder vom Verpassen.

Wir vermissen Orte, die uns an unsere Kindheit erinnern, die einst unser Zuhause waren.
Wir vermissen Düfte, welche wir mit besonderen Orten verbinden, Parfums, welche an Menschen gebunden sind. Wir drehen uns um, sobald der Duft unsere Nase berührt, fallen durch ein Loch und landen im Netz der letzten Berührung, des letzten Blickes, der verpassten Chance.
Wir vermissen Menschlichkeit, geben uns aber lieber dem Hass hin. Oder noch viel schlimmer, der Gleichgültigkeit. Es gibt ja noch ein Morgen. Noch so viel Zeit, noch so viele Chancen.
Wir vermissen Freunde, rufen sie aber nicht an, weil wir keine Zeit haben, weil es gerade nicht passt für den anderen da zu sein, weil einen der eigenen Ballast erdrückt.
Wir vermissen die Unbeschwertheit, haben aber verlernt, wie ein Kind durch die Welt zu gehen, mit ungebremster Neugier und der großen Lust nach dem Leben.
Wir vermissen Liebe, wollen uns aber nicht öffnen. Hat ja schon so oft weh getan. War schon so oft aussichtslos. Wieso in etwas investieren, was am Ende doch nur so unglaublich schmerzt, dass man wünscht, man hätte die Hand dieses Menschen nie berührt, weil man sie dann nie hätte loslassen müssen.
Wir vermissen Aufrichtigkeit, werden aber zu Lügen erzogen. So viel gehört sich nicht, darf nicht gesagt werden, wird von anderen diktiert. Also lächeln wir behände und täuschen vor, nicht zu weinen, weil die Wahrheit am Ende niemanden interessiert.
Wir vermissen das Glück, weil wir das Gefühl haben, es überspringt uns und ist nur gnädig zu den anderen.

Wir vermissen Menschen. Die uns genommen wurden, die wir nicht bereit waren gehen zu lassen, weil wir ohne sie nicht komplett oder glücklich sind.

Wir verpassen neue Orte, weil wir in der Vergangenheit leben und nicht erkennen das ein Zuhause mit Menschen, nicht mit Gegenständen gefüllt wird.
Wir verpassen neue Düfte, weil wir uns an Dinge klammern, die wir kennen, sie machen ja weniger Angst.
Wir verpassen die Menschlichkeit, weil wir sie oft nur für uns einfordern, ohne sie zu leben. Sind wir uns nicht selbst oft nur am nächsten?
Wir verpassen die Liebe, weil wir ängstlich sind, schnelllebig, abgestumpft, ignorant und oft verwechseln, dass es nicht die Aufgabe der Liebe ist uns zu erfüllen, sondern das sie erst durch uns eine Bedeutung bekommt.
Wir verpassen die Aufrichtigkeit, weil wir zwar erkannt haben was von uns erwartet wird, selten aber einfordern was uns wirklich gut tut.
Wir verpassen das Glück, weil wir es an Erwartungen binden und nicht an jene Momente, die so klein sind, das man vor Glück platzen könnte. Der eine Kuss, der so flüchtig und unscheinbar war, aber von Herzen kam. Der eine Song der perfekt erklären kann, was wir nicht zu sagen wagen. Das "Leb wohl" vor dem Abschied welches uns die Möglichkeit geben kann Abschied zu nehmen. Denn nur dann haben wir nicht den Menschen verloren, sondern die schönen Erinnerungen bekommen.

Vermissen, verpassen und die Sehnsucht...nach dem Ankommen.


Freitag, 22. Juli 2016

Liebe ist Liebe, ist Liebe!!!

Freundschaften und ihre Regeln. Nennt mich naiv, oder dumm, aber ich befolge sie ungern. Ich bin nicht der Mensch der macht was man von ihm erwartet, sondern mit dem Unerwarteten überrascht.
Ich will mich nicht melden müssen, es als eine Art Zwang sehen in einer stetigen Kommunikation mit meinen Mitmenschen zu sein, denn wer den ganzen Tag in der Kommunikation steckt, will auch einfach mal die Fresse halten.
Und wer mich kennt, weiß das. Ich liebe mein Telefon und die einfache Möglichkeit mit Menschen, welche mir wichtig sind so in Kontakt zu bleiben, aber genauso oft, bleibt bei Treffen das Telefon in der Tasche. Ich möchte dann mit dem Menschen mir Gegenüber ein Gespräch führen, ihm das Gefühl geben wichtig und im Augenblick die einzige Person zu sein, welcher meine Aufmerksamkeit gebührt.
Das darf in der Regel dann nur von der Arbeit unterbrochen werden, denn sie ist mir wichtig. Sie ist das, was ich mir hart aufgebaut habe und woran jetzt eben auch ein Stück meines Herzens hängt.
Mag ich deshalb manche Freunde auf einmal weniger? Nein, es wird nur schwieriger allen gerecht zu werden. Ich kann mich nicht teilen, will ich auch nicht. Ich finde es toll, wenn sich meine Freunde einfach melden, wenn sie an mich denken und ich bin nicht böse, wenn da auch mal eine gewisse Zeit ins Land zieht. Wir alle sind mit dem Leben beschäftigt, umso wundervoller, wenn sie sich kreuzen und wir ne fabelhafte Zeit haben.
Nicht die Masse der Telefonate, sondern die Qualität der Treffen, machen wirklich gute Freundschaften aus.
Ich verschwitze Verabredungen, bin manchmal fahrig, aber hey, genauso wenig bin ich böse, wenn das meinem Gegenüber passiert. Ich propagiere nicht immer nur diesen Liebes- Scheiß, nein, ich lebe ihn.
Ich erwarte in der Regel nichts, was ich nicht selbst gebe.
Und schon sind wir beim Thema. Liebe ist Liebe, ist Liebe...DAS ist es was mir wirklich wichtig ist. Das ist meine Luft. Ich lächle so viel, weil das Leben schon oft ein mieses Arschloch war. Ich habe mich nicht an dem festgebissen, was oder wen es mir genommen hat. Ich versuche aus den dunklen Momenten ne Menge Licht zu zaubern. Und ich versuche das auch weiterzugeben.
Und doch bin ich nicht der Clown für alle, denn wer sich mal über Clowns informiert hat, weiß das sie oft traurig sind, wenn die Manege leer und das Licht aus ist. Denn dann kommen die Momente, in welchen sie nachdenken.
Wer meine Blogs liest, weiß, dass ich denke, zerdenke, verzweifle, weine und doch eben auch viel Lache. Gott hatte nen guten Tag, als er den Humorkübel über mir ausgeschüttet hat und ich bin dankbar für jeden Lachflash und jedes Glücksgefühl, welches ich durch euch lebe.

Und man kann mir vieles nachsagen, aber wenn es drauf ankommt, bin ich da. Da würde ich mit Schlüpfer und Tiara durch Nacht und Wind stürmen, um zu den Menschen zu gelangen, die mich brauchen. Denn sie sind Familie, Rückzugsort, Glück meines Lebens.

Ich will mich mal umdrehen und sagen: War ne geile Party, dieses Leben.
Und euch begegnen, oder mich zu den gebliebenen umdrehen und sagen: Danke!!!

Also haltet euch nicht auf, mit Momenten, in denen euer Gegenüber nicht so funktioniert wie ihr es erwartet, sondern fragt euch, warum ihr etwas erwartet! Da kann die Enttäuschung doch nicht weit sein und an der Überraschung seid ihr vorbeigerauscht.

Freundschaften sind die Familie die wir uns ausgesucht haben. Unsere Familien sind die Familien, die wir geschenkt bekommen haben. Aber wir müssen die Unterschiede leben, weil wir daraus lernen, Sichtweisen kennenlernen die differenziert sind, manchmal klarer als unsere eigenen Gedanken.

Ich liebe euch!

Manchmal ist das alles schlichter und sachlicher als wir denken.



Donnerstag, 16. Juni 2016

Warum wir alle Orlando sind!

103 Menschen wurden verletzt, davon 49 tödlich. Es ist eines der größten Indoor- Attentate die die USA bisher erlebt haben. Es war ein Angriff. Dieses Mal jedoch gezielt auf die Homosexuelle Lebensweise.
In den letzten Jahren haben wir Schwulen immer mehr versucht im Mainstream anzukommen, daß wir uns als Gruppe dabei selbst oft zersplittern.
Wir wollen Männer die Hetero- Like sind, wir haben Bären, Transen (nicht zu verwechseln mit den Travestie- Künstlern, denen es eben wichtig ist, als Kunstfiguren wahrgenommen zu werden), wir haben Transgender, von denen viele nicht verstehen, was sie in unserer Community zu suchen hätten, wenn sie im Anschluß doch Hetero leben, es gibt Powerbottoms, Drug- Addicts und many more.
Als schwuler Mann bräuchte man heute schon fast ein Buch um im Wirrwar, der Lifestyle und sexuellen Unterschiede überhaupt noch zu verstehen, was diese Community noch eint.

Mal abgesehen von unserer Gleichgeschlechtlichen Identität ist nicht mehr so viel übrig. Homophobie erwischt nicht mehr alle gleich, weil es immer mehr auf den Ort und die eigene Lebensweise ankommt.
Den Kampf haben andere ausgetragen, wir ernten nur noch, was wir vom Regenbogen haben wollen.
Wir schreien Toleranz und haben uns selbst demontiert, weil viele nicht mehr wissen, wofür wir diese Symbole haben, warum wir demonstrieren sollten, denn zwischen Toleranz und Akzeptanz liegen eben doch noch Welten.

Immer noch ist es mir nicht möglich, wirklich in jeden beliebigen Club zu rennen und einem Mann, insofern ich ihn attraktiv finde, das auch wissen zu lassen. Ich weiß vorher nicht, ob er es als Kompliment sieht und mich höflich aufklärt, daß er Hetero ist, oder ob ich ne Flasche auf den Kopf bekomme und mit Schimpf und Schande über den Hof gejagt werde.
Und das weil viele immer noch nicht begriffen haben, dass meine Sexualität zwar unmittelbar mit mir verbunden ist, mich aber immer noch nicht definiert. Sie sagt nichts darüber aus, ob ich ein guter oder schlechter Mensch bin, ob ich Werte habe und sie lebe. Ob ich höflich und respektvoll bin. Nein, sie ist wirklich nur ein Teil von mir. Ein kleiner noch dazu. Und ich möchte dafür nicht einfach toleriert werden, wie ein Furunkel am Arsch der Menschheit. Sondern ich hätte gerne, daß akzeptiert wird, dass es nichts ist, was ich mir bewusst ausgesucht habe. Das ich als Mensch akzeptiert und gemocht werde. Oder eben auch nicht. Es macht mich ja weder besser noch schlechter.

Aber nun stellen wir uns vor, wir schwulen gehen in diese Clubs. Hier müssen wir uns weder erklären, noch Schämen. Hier brechen unsere eigenen Strukturen auf, weil wir auf einmal mit Menschen in Kontakt treten, die wir in unseren zahlreichen Social Media Websites wegedrückt oder ignoriert hätten, weil sie nicht unserem Suchschema entsprochen hätten. Hier lassen auch wir uns, die Toleranzpolizei, davon überzeugen, dass wir eben jene Leben müssen. Hier können wir vergessen, dass wir uns draußen immer rechtfertigen müssen. Wir vergessen die zahlreichen Sätze die uns insgeheim kränken:

"Ich mag ja eigentlich keine schwulen, aber DU bist ganz anders!" (Schon mal mit nem anderen gesprochen?)

"Ich habe nichts gegen Schwule, solange sie mich nicht anfassen!" (Klar, jeder Hetero Mann und sei er auch noch so hässlich lässt mich automatisch von ihm schwärmen)

"Ich mag das tuntige nicht." (Sucht man sich nicht aus. Hast Du großer, starker Mann denn schon mal versucht, besser auf Heels zu laufen als ne Frau? Nicht? Siehste, würdest Dich genauso verstellen!)

"Im ersten Moment habe ich Dir das garnicht angesehen." (Ich Dir auch nicht, daß Du scheiße bist!)

Und viele mehr. Es ist manchmal ein Stich, weil es von Menschen kommt, von denen wir es nicht erwartet haben. Manchmal ist es auch nur eine freundliche Beleidigung. Es ist fast immer wertend.
Und das verbindet uns. Es ist etwas, was "draußen" keiner versteht, der nicht in unseren Schuhen gelaufen ist.

Und nun ist dieses Nest beschmutzt worden. Nun bin ich ehrlich traurig und erbost darüber, daß in jenen Momenten, in denen ich diesem Scheiß mal nicht ausgesetzt bin, ein Mann diesen Club betritt und 49 Brüder und Schwestern brutal ermordet. Multipliziert einmal eure Eltern, Familien und Freunde mit der Zahl 103 und ihr bekommt eine Ahnung davon, wie viele Menschen dieser brutale Angriff am Ende beeinflusst hat.
Und nun der Umstand das ich an einem für mich sicheren Ort nun den selben Gedanken habe, der mich manchmal im Cafe, im Flugzeug oder der Bahn ereilt.
Ich bin wütend weil die Medien es zu einem Schwulen- Angriff machen und nicht zu einem Angriff gegen die Menschlichkeit. Das eine Frau Merkel auf ihrer Facebook Seite der Mannschaft gratuliert, aber kein Wort darüber verliert.
Es macht mich wütend, das auf allen Plätzen dieser Welt so viel grausames passiert, womit wir morgen den Hamster- oder Vogelkäfig auslegen. Weil wir es garnicht aushalten würden uns diesen Traumata täglich zu stellen.
Ich kann nicht viel tun. Aber ich kann appellieren. An Euch, meine Freunde, meine Bekannten, dass wir wachsam sind, einander stützen, ehrlich zuhören, uns diesen Kokon erschaffen, den wir gerne auf der Welt hätten. Denn jede Veränderung und sei sie noch so klein, fängt in uns an.
Seht die Schwulen nicht nur als Shopping Begleitung oder die Person, die voller Sarkasmus die Festlichkeiten aus dem Off kommentiert. Seht in uns die Menschen die wir sind.

Ein Mensch der Familie hat, ein Mensch der lacht, liebt, weint, verzweifelt, Fehler macht und auch versucht in diesem Haifischbecken seinen Platz zu ergattern, den er Glück nennt.

Bringt euren Kindern bei, was Liebe wirklich ist. Das Respekt nur der bekommt, der ihn auch gibt. Das sie immer auf den Menschen, nie auf seine Herkunft, sein Geschlecht oder seine Sexualität achten sollen. Und das sie Leben. Denn zwischen all den schrecklichen Dingen, sind kleine Regenbogen versteckt. Und auch, wenn wir die schönen Momente, ohne die grausamen nicht erkennen würden, sollen sie sich immer am Licht orientieren. Und das ist die Liebe.

In diesem Sinne.

Robert


Ruhet in Frieden.





Mittwoch, 2. März 2016

Stück für Stück

Piece by Piece (Stück für Stück) ist ein wundervolles Lied, welches ich von Kelly Clarkson gehört habe.

Darin besingt sie den Umstand das Ihr Vater sie im Stich gelassen hat, sich nur meldet, wenn er ihr Geld braucht und wie sie nun jemanden an Ihrer Seite hat, der für Ihre Tochter all das war, was ihr eigener Vater nicht sein wollte.

Ich teile so etwas für gewöhnlich, oder like es, weil es einfach meine eigene Gänsehaut ist und ich mich in dem Moment in meine eigenen Gedanken kuschele. Doch diesmal löste es einen regelrechten Sturm in mir aus und warf mich kräftig zurück. In Zeiten, in die ich versuche so selten wie möglich abzutauchen.
Vater. Manchmal löst das Wort allein in mir schon einen Schauer aus.
Dieses Gefühl, seiner Aufmerksamkeit, seiner Achtung, seiner Liebe würdig zu sein, ist scheinbar ein Fluch meiner Vergangenheit.
Als ich keinen Plan hatte, wohin mich mein berufliches Leben führen sollte, oder was ich mein Leben lang machen möchte, war er enttäuscht, denn eigentlich sollte ich doch in seine Fußstapfen treten.
Heute weiß ich, das es nicht im geringsten möglich war, weil ich allein von meiner Genetik eher der kreative Mensch bin. Als ich es jedoch nicht wusste, war er mir einfach fremd. Ich war erstaunt darüber, wie ich mit jemandem verwandt sein konnte, der so nichts mit mir gemein hatte. Der nicht verstand, daß ich Fragen stellte, weil mir diese Erwachsenen Antworten nicht ausreichten.
Und ich war ein so verdammt ängstliches Kind. Ich hatte Angst vor Tieren (die kleinen, die man spürt, aber selten sieht, dieses Ungeziefer hasse ich heute noch) vor der Dunkelheit, vor Menschenmassen, vor der Einsamkeit, vor dem Tod. Die Liste der Dinge, über die ich mir keine Gedanken machte, wäre definitiv kürzer. Ich hatte nie hinterfragt, warum es mir so ging.
Bis ich ihre Zeilen hörte und ihre Tränen sah.
Wie sollte ich Angstfrei sein, wenn er mich nicht stärkte? Wenn er mir nie das Gefühl gab, genau so wie ich bin richtig zu sein? Wenn eine Eins in Mathe nicht der Maßstab gewesen wäre, sondern ich einfach nur gelächelt hätte und er mich vor Stolz umarmt hätte. Wäre ich dann Angstfreier gewesen, weil ich mich zu Hause und sicher gefühlt hätte?
Und zur Hölle, warum entschließt man sich dazu, ein Kind zu adoptieren, wenn man so selten in der Lage dazu ist, es mit Liebe zu überschütten?
Noch heute wünsche ich mir, das er mich einfach mal umarmt und sagt das er mich lieb hat. Ist schon komisch. So viele Ängste habe ich überwunden (außer den Tod, der kotzt mich immer noch an) aber nie dieses Gefühl ihm gefallen zu wollen.
Da bin ich 33 und wenn ich mit ihm in einem Raum bin, erinnere ich mich selbst an den 13jährigen der vor ihm steht, ihn bewundert und hofft, daß er wahrnimmt, daß ich auch da bin.
Warum können wir uns von so vielen Dingen lösen und uns die wirklich schlimmen immer noch reinziehen? Wann hört man auf, sich durch den Stolz anderer zu definieren und klopft sich einfach mal selbst auf die Schulter?
Wie konnte es passieren, dass ich mich Stück für Stück eingesammelt und die mir beste Version meiner Selbst kreiert habe und er mich wieder vor die zerbrochene Vase fallen lässt?
Und wann gestehe ich mir ein, daß er nie dieser Vater sein wird, den ich gebraucht hätte und mir immer noch wünsche?
Und wann verdammt, hört es auf weh zu tun?

Vielleicht nie. Aber ich weiß an jenem Tag, an dem einer von uns geht, kann ich mir selbst sagen, daß ich immer bereit war für den Moment. Und das ich ihn nie ganz aufgegeben habe.
Das ich bereit war, für eine Annäherung...Stück für Stück.
https://www.youtube.com/watch?v=9FHYBQxURQo

Hier das Video zum Blog.

Euer R.

Dienstag, 2. Februar 2016

Weil Liebe Beschiss ist.

Liebe ist Beschiss.
Sie ist wunderbar für jene, die sie erleben und der Single Rest steht draußen und kotzt. Händchenhalten, Küsschen, geteilter Humor, den man nicht versteht, Kicheranfälle und ständig aufeinander hocken.
Ich könnte manchmal diese Leute schlagen, wenn sie mir zum hundertsten Mal erzählen wollen wie überaus glücklich sie sind, wie toll der letzte Urlaub war, während ich mit hochgezogener Augenbraue meine Single Tütensuppe schlürfe. Glück ist nur für die toll, die es empfinden. Hier mal die Wahrheit. Man tut nur so, als ob man sich für den anderen freut.
Man ist nämlich eigentlich damit beschäftigt sich einzureden, daß man das selbst alles nicht braucht. Das man ja gut mit sich selbst klarkommt und eine Beziehung überhaupt nicht nötig hat. Wer definiert sich schon durch einen anderen Menschen? Wer will schon im Partnerlook durch die Gegend schlurfen und keinen Satz mehr alleine vollenden können? Als wäre das Gehirn durch die Liebe auf die Größe einer Erdnuss geschrumpft und der andere nur noch da um einen daran zu hindern man selbst zu sein.
Und wie sie alles im "Wir" machen, während man selbst versucht im "Hier" zu sein.
Ich tanze mir die Nacht um die Ohren, spüre den Beat, sie schauen sich Sonntags gerne Vögel im Park an. Sonne soll auch ganz nett sein. Als wenn man die Sonntags sehen könnte!
Sie fahren auch gerne mit anderen Pärchen irgendwo hin, damit die Dosis der Unerträglichkeit sich genüsslich steigern kann. Und sie lernen jetzt zu kochen, denn das verleiht dem Leben viel mehr Sinn und befriedigt ja so ungemein. "Wir" machen jetzt auch Sport, weil man sich so schön anspornen kann. Als wenn die trainieren würden. In Wirklichkeit sitzen die doch auf Parkbänken und Lachen jeden fetten Jogger aus. Pärchen sind auch super Beziehungsratgeber, weil sie leider vergessen haben, wie sie als Single bei mir in der Bude gehockt haben und nach dem zwölften Rotwein über jedes Paar das sie kannten hergezogen sind.
Sie können auch unglaublich gut zuhören, wenn sie endlich damit fertig sind, von Ihrer Fabelhaftigkeit des Seins zu sprechen.
Und jedes Mal, gehe ich nach Hause, mit einem dicken Lachen und feixe in mich hinein. Bis ich die Tür schließe, mich setze und merke, daß Stille ganze Räume füllen kann. Das es sehr einsam sein kann, für sich zu kochen und immer drei Tage davon Essen zu müssen. Das traurige Musik als Single viel tiefer ins Herz trifft, weil sie einen daran erinnert, wie oft man unkomplett ist.
Und dann weicht mein Lachen und weicht der Hoffnung. Das ich eines Tages wieder dieses euphorische, peinliche Teilchen einer Gleichung sein werde. Das ich vor Liebe platze und auch so dankbar sein kann, mich geliebt zu fühlen.
Wer Hoffnung hat, wird Liebe ernten.

R.