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Donnerstag, 15. September 2016

Auf halber Strecke...

Du siehst einander an und der Funke springt über. Es ist ein Lächeln, der Bruchteil einer Sekunde, wie ein Rausch und in Dir platzt die Kette, welche Du um Dein Herz gelegt hattest.
Jedes Wort was er sagt, saugst Du auf, keine Information darf verpasst werden. Jede zufällige Berührung gibt Dir das Gefühl der Elektrizität. Dein Körper bebt, Dein Lachen wird breiter, lauter, aufgeregter. Es ist passiert. Du hast Dich verliebt.
Ihr sitzt in einem Park, seht euch immer wieder an, lauscht einander und den Menschen um euch herum, denn es fehlt ja noch an Themen. Also wird geküsst. Leidenschaftlich, voller Glück. Da ist er wieder, der Rausch. Ihr beobachtet die anderen Menschen, aus eurem kleinen Kosmos heraus und irgendwie ist alles mega öde, was nicht mit dem anderen zu tun hat.
Ihr seht euch einen Tag später wieder. Er steht mit einer Rose vor Dir und Du zweifelst an der Echtheit dieses Momentes. Er ist kitschig und doch so nah an dem was Du als perfekt beschreiben würdest. Du merkst in diesem Augenblick, dem Wimpernschlag, daß Du Dich verliebt hast.

Ihr lernt euch kennen, immer besser. Es gibt eine Intimität, die erst im Geist entsteht. Können die draußen nicht verstehen. Ist aber schön. Die ersten Insider- Witze entstehen, verschwörendes Grinsen, ein Zwinkern, eine Berührung und ihr versteht ohne Worte, was der andere gerade denkt.
Fühlt sich perfekt an...

...bis der erste Streit kommt. Vorwürfe. So viel Ballast den ihr rumschleppt. So unendlich viel Vergangenheit in so wenig Leben. So viele Verletzungen die Du nicht heilen kannst und die nicht für Dich geheilt werden können. In Dir keimt der Gedanke auf, dass es ein paar Jahre eher so perfekt gewesen wäre. Wenn ihr beide noch nicht geprägt wärt, von dem Mist, der sich euch vor die Füße gekotzt hat. Wenn es nicht so oft darum gehen würde sich für das zu bestrafen, was andere einem angetan haben.

Ihr versucht es. Zu verstehen, aufeinander zuzugehen. Auf halber Strecke bleibt ihr liegen. Die Liebe ist da, der Wille auch, nur die Päckchen sind zu groß.
Die Liebe braucht ein Haus. Denn nur, wer den anderen sein zu Hause nennt, kann die Türen und Fenster öffnen und den frischen Wind herein beten.
Auf halber Strecke liegt immer nur der Wunsch. Nur leider nicht die Realität.

Die Realität ist Ruhe, Pausen, Vermissen, wieder aufeinander zugehen. Und doch verpassen.
Dabei bist Du es so leid, das daten, die falschen Entscheidungen. Wo ist der Hafen? Und warum sehe nur ich ihn in Dir? Will mich nicht fühlen wie ein Teenager und doch merke ich, dass man so alt wie ein Stein sein könnte und doch nie so kalt wird.

Ich denke an den ersten Tag. Ich lächle. Immer noch.
Und ich merke das eines nicht verschwunden ist...

mein "Ich liebe Dich"!

Liegt nur auf halber Strecke