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Mittwoch, 2. März 2016

Stück für Stück

Piece by Piece (Stück für Stück) ist ein wundervolles Lied, welches ich von Kelly Clarkson gehört habe.

Darin besingt sie den Umstand das Ihr Vater sie im Stich gelassen hat, sich nur meldet, wenn er ihr Geld braucht und wie sie nun jemanden an Ihrer Seite hat, der für Ihre Tochter all das war, was ihr eigener Vater nicht sein wollte.

Ich teile so etwas für gewöhnlich, oder like es, weil es einfach meine eigene Gänsehaut ist und ich mich in dem Moment in meine eigenen Gedanken kuschele. Doch diesmal löste es einen regelrechten Sturm in mir aus und warf mich kräftig zurück. In Zeiten, in die ich versuche so selten wie möglich abzutauchen.
Vater. Manchmal löst das Wort allein in mir schon einen Schauer aus.
Dieses Gefühl, seiner Aufmerksamkeit, seiner Achtung, seiner Liebe würdig zu sein, ist scheinbar ein Fluch meiner Vergangenheit.
Als ich keinen Plan hatte, wohin mich mein berufliches Leben führen sollte, oder was ich mein Leben lang machen möchte, war er enttäuscht, denn eigentlich sollte ich doch in seine Fußstapfen treten.
Heute weiß ich, das es nicht im geringsten möglich war, weil ich allein von meiner Genetik eher der kreative Mensch bin. Als ich es jedoch nicht wusste, war er mir einfach fremd. Ich war erstaunt darüber, wie ich mit jemandem verwandt sein konnte, der so nichts mit mir gemein hatte. Der nicht verstand, daß ich Fragen stellte, weil mir diese Erwachsenen Antworten nicht ausreichten.
Und ich war ein so verdammt ängstliches Kind. Ich hatte Angst vor Tieren (die kleinen, die man spürt, aber selten sieht, dieses Ungeziefer hasse ich heute noch) vor der Dunkelheit, vor Menschenmassen, vor der Einsamkeit, vor dem Tod. Die Liste der Dinge, über die ich mir keine Gedanken machte, wäre definitiv kürzer. Ich hatte nie hinterfragt, warum es mir so ging.
Bis ich ihre Zeilen hörte und ihre Tränen sah.
Wie sollte ich Angstfrei sein, wenn er mich nicht stärkte? Wenn er mir nie das Gefühl gab, genau so wie ich bin richtig zu sein? Wenn eine Eins in Mathe nicht der Maßstab gewesen wäre, sondern ich einfach nur gelächelt hätte und er mich vor Stolz umarmt hätte. Wäre ich dann Angstfreier gewesen, weil ich mich zu Hause und sicher gefühlt hätte?
Und zur Hölle, warum entschließt man sich dazu, ein Kind zu adoptieren, wenn man so selten in der Lage dazu ist, es mit Liebe zu überschütten?
Noch heute wünsche ich mir, das er mich einfach mal umarmt und sagt das er mich lieb hat. Ist schon komisch. So viele Ängste habe ich überwunden (außer den Tod, der kotzt mich immer noch an) aber nie dieses Gefühl ihm gefallen zu wollen.
Da bin ich 33 und wenn ich mit ihm in einem Raum bin, erinnere ich mich selbst an den 13jährigen der vor ihm steht, ihn bewundert und hofft, daß er wahrnimmt, daß ich auch da bin.
Warum können wir uns von so vielen Dingen lösen und uns die wirklich schlimmen immer noch reinziehen? Wann hört man auf, sich durch den Stolz anderer zu definieren und klopft sich einfach mal selbst auf die Schulter?
Wie konnte es passieren, dass ich mich Stück für Stück eingesammelt und die mir beste Version meiner Selbst kreiert habe und er mich wieder vor die zerbrochene Vase fallen lässt?
Und wann gestehe ich mir ein, daß er nie dieser Vater sein wird, den ich gebraucht hätte und mir immer noch wünsche?
Und wann verdammt, hört es auf weh zu tun?

Vielleicht nie. Aber ich weiß an jenem Tag, an dem einer von uns geht, kann ich mir selbst sagen, daß ich immer bereit war für den Moment. Und das ich ihn nie ganz aufgegeben habe.
Das ich bereit war, für eine Annäherung...Stück für Stück.
https://www.youtube.com/watch?v=9FHYBQxURQo

Hier das Video zum Blog.

Euer R.