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Sonntag, 16. November 2014

Über das Ende einer Suche...

Ich hatte es bereits in einem älteren Blog berichtet. Ich wurde ja im Alter von drei Wochen adoptiert.
Nun kann ich endlich darüber schreiben, oder wie ich es nenne...es in die Welt hinaus schreien.

Ich habe meine leibliche Mutter gefunden. Und mit ihr auch noch sechs Geschwister. Da staunt man erst mal nicht schlecht.

Aber der ursprüngliche Gedanke ist ein ganz anderer. Ich hatte immer das Gefühl zu suchen. Nach meiner Identität. Nicht, daß ich nicht glücklich war, aber ab jenem Punkt, an dem man erfährt, daß die Wahrheit an die man immer glaubte, eben nicht die ganze Wahrheit ist, beginnt eine ständige Frage. Wer bin ich? Warum bin ich so, wie ich bin? Wem sehe ähnlich? Warum habe ich es nicht in das Leben geschafft, in welches ich geboren wurde? Mit einem mal vergisst man, daß es garnicht darauf ankommt und es hat viele Jahre gedauert, bis ich wieder in der Lage war, nicht immer darüber nachzudenken, sondern wieder mit dem Herzen zu sehen. Und zu merken, daß Familie auch andere Modelle haben kann. Das sie einfach der Ort ist, an welchem Du Dich einfach zu Hause fühlst.

Meine Berliner Familie wurde leider immer kleiner, so also auch die Angst, meine Chance zu verpassen. Irgendwann nur noch einen Stein, aber keine bewegten Gesichter mehr zu sehen. Also nahm ich meinen Mut zusammen, auch wenn ich damit rechnen musste, auf Ablehnung zu stoßen. Das ist ja oft so mit der Neugier. Wir haben Angst uns die Finger zu verbrennen, aber man kann ja mal testen, wie heiß die Herdplatte wirklich ist. Und wenn es weh tut, weiß man es eben. Und im schlimmsten Fall bleibt von dem Versuch eine Narbe übrig, die Dich immer daran erinnert, daß Du mutig genug warst, es zu versuchen. (An dieser Stelle sei erwähnt, daß es keine Aufforderung ist, daß ihr nun kollektiv die Hände auf heiße Herdplatten klatscht.)

Aber in diesem Fall, ohne auf die Details genauer einzugehen, weil ich sie gerne als Erinnerung in mein Herz schließen möchte, bin ich mehr als belohnt worden. Der manchmal zu ängstliche Robert aus meiner Kindheit, hat meinem Alter- Ego einen Tritt in den Hintern verpasst und ist mit einer Wärme und Freude überschüttet worden, die ich nicht wirklich in Worte fassen kann.

Ich habe eine wundervolle Familie, mit welcher ich aufgewachsen bin und die mich geformt, geprägt und unterstützt hat. Und nun habe ich eine Familie die mir das Gefühl gibt, daß sie mit mir als Teil von Ihnen gesegnet sind. Wie froh und Dankbar kann ein Mensch da sein? Ich glaube das kann sich jeder denken. Ich habe das Gefühl einen sehr verbitterten Teil meiner Vergangenheit abschließen zu können und nach vorne zu schauen.
Der Moment, in dem ich die Stimmen hörte, die ein Teil von mir sind, ist unbezahlbar und hat es definitiv in meine Besten- Liste derer Ereignisse geschafft, die mich komplett machen.

Tut mir den Gefallen und seid mutiger. Manchmal, wenn ihr es nicht erwartet, kann ein Anruf, eine Nachricht, alles verändern.
Und haltet an den Menschen fest, welche ihr liebt. Sagt euren Liebsten, was sie euch bedeuten, bevor es zu spät ist und ihr das traurige "Was wäre wenn" Spiel immer wieder im Kopf durchgeht.

Ich Danke euch, für das Lesen und verbleibe, als gesegneter und stärkerer und doch immer noch der selbe Robert.

Heute Abend Danke ich meinem Leben einmal mehr.

Dienstag, 19. August 2014

Ein Menschlein

Ich wäre ein guter Vater. Denn ich habe Liebe in mir. Und das Bewusstsein, daß dieses Menschenleben Begleitung und trotzdem Flügel braucht. Das es jeden Tag das Gefühl haben sollte, etwas besonderes zu sein und in jedem von uns ein Talent ist.
Ich möchte mich mit meinem Mann streiten, nach wem es mehr kommt.
Wen er Papa und wen Paps nennt, oder darf einer von uns mit Vornamen angeredet werden?
Ich möchte um die Gunst des Kindes buhlen. Na, wer ist jetzt der gute oder böse Cop?
Ich möchte fördern, ich möchte da sein, wenn der erste Zahn kommt, lachen, wenn die ersten frechen Antworten kommen und meinem Mann klar machen, daß er sich darüber nun wirklich nicht wundern braucht. Unterstützen, wenn der erste Zweifel wach wird. Ich möchte vorlesen, um zu garantieren, daß die Fantasie immer wach bleibt, morgens sollten wir alle gemeinsam Kakao trinken.
Hand in Hand spazieren gehen und die Welt durch seine Augen neu sehen. Mir erklären lassen, warum ein Käfer auf einmal doch was total interessantes ist, obwohl ich nur Ungeziefer sehe.
Drachen steigen lassen, ohne selbst zu wissen, wie das geht. Aber wir haben ja uns. Wir bekommen das schon hin. Hauptsache Wind ist da.
Ich möchte durch Pfützen stapfen und in Regenmänteln die Farbe im Grau sein.
Ich möchte den Winter verarschen indem wir Rodeln gehen und ne Schneeballschlacht machen. Dann merkt er, daß er garnicht so schlimm ist und wir immer Spaß haben.
Ich möchte streiten, ob der Hamster wirklich sein muss, denn wir haben doch schon Katzen. Und der macht auch so viel Lärm, aber ja, Papa sagt, Du darfst ihn haben. Und ratet mal, wer ihn sauber machen wird.
Ich möchte bei den Hausaufgaben helfen um zu merken, daß bei uns in der dritten Klasse nie so schwierige Sachen gelehrt wurden. Wir fragen nachher Papa. Da gehen wir lieber Rollschuhlaufen. Oh, kann ich ja auch nicht. Aber wir haben ja uns. Hauptsache es geht nicht bergab.
Ich möchte Lachanfälle haben, weil nur dieses Kinderlachen nötig ist um mich sofort in Euphorie zu versetzen.
Ich möchte nie Angst haben, ob unserem Kind etwas zugestoßen ist, denn alles was wir lieben, ist in diesem Menschleben.
Ich möchte nie unser Kind betrunken sehen, ich weiß ja, wie ich dabei aussah.
Ich möchte nie vor ihm weinen, weil es mich bei unserem Streit so doll verletzt hat. Scheiß Pubertät.
Ich möchte bei Elternabenden die Augen rollen, weil unser Kind natürlich das klügste und netteste ist, egal was diese Totstudierte Nuss da vorne behauptet. Als wenn die Ahnung hätte.
Ich möchte, daß wir laut klatschend in der ersten Reihe sitzen bei jeder Schulaufführung, auch wenn unser Kind nur den Baum im Hintergrund spielen sollte. Ich möchte verzweifeln, wenn der Dickkopf stärker ist, als unsere Erklärungsversuche.
Ich möchte aufgeregt sein, wenn das erste Date ins Haus steht und die Tränen trocknen, wenn die erste Enttäuschung kommt. Ich möchte beibringen, daß nicht das hinfallen, sondern das aufstehen die wahre Herausforderung ist.
Ich möchte, daß wir gefragt werden, ob es für die Hand unserer Tochter auch unseren Segen gibt.
Ich möchte, daß unser Sohn seinen zukünftigen Schwiegervater fragt.
Ich möchte ihr sagen, daß sie die schönste Braut ist, die ich in meinem Leben gesehen habe und dann hysterisch an der Schulter meines Mannes weinen, weil ich gerne das peinliche Elternteil wäre.
Und unseren Sohn umarmen und sagen das er nun der Mann ist, von dem wir uns immer gewünscht haben, daß er so wird. Er soll sie bloß auf Händen tragen.
Ich möchte feststellen, daß die Wohnung nun leerer ist, nachdem das Lachen ausgezogen ist.
Ich möchte, daß wir zwischendurch nur mal angerufen werden.
Ich möchte Kuchen machen, weil es meine Art ist mich auf die Nachricht bezüglich Enkelkindern vorzubereiten. Als wenn wir es ihr nicht schon längst angesehen hätten.
Ich möchte das wir die Fehler, die wir damals bei ihnen gemacht haben, nun nicht wiederholen und die coolsten Opas sind die es gibt.
Unseren Kindern geben wir immer recht bei der Erziehung, sie suchen ja mal unseren Heimplatz aus.
Ich möchte meinen Mann mit diesem wissenden Lächeln anschauen. Als wären wir in einer Zeitschleife. Wir reden darüber zu Hause, uns hat ja auch keiner geholfen.
Ich möchte nur ein "Danke" hören.
Und ich möchte "Danke" sagen.
Ich möchte, daß ihr da seid, wenn ich gehe.
Ich möchte durch euch weiterleben...


...und dann wache ich auf...

Mittwoch, 13. August 2014

Der leise Schrei nach Leben

Wie sehr muss man das Leben fürchten, um den Tod als Erlösung zu sehen?
Wie sehr muss ich in meinen Ängsten gefangen sein, um die schönen Dinge nicht mehr erkennen zu können?
Robin Williams. Ein Genie seiner Zeit. Und das schreibe ich nicht, weil er sich nun das Leben genommen hat, sondern weil ich um keinen seiner Filme herum gekommen bin. Er hatte stets diese schelmische Ausstrahlung des Mitwissers, guten Onkels, oder auch der perfekten Nanny. Er war einfach ein Magnet. Der Magnet einer Generation, die durch ihn zum Träumen eingeladen wurde.
Umso bestürzender ist es, wie er aus dem Leben schied. Gezeichnet von einer Krankheit, die wir eben nicht einfach heilen können und welche zu einem Synonym unserer Zeit wird. Depression.
In Zeiten von Leistungsdruck und Gefallsucht ist es ein schleichender Prozess, welcher sich durch den Narzissmus unserer Dekade frisst.
Und immer, wenn einer unter diesem Druck zerbricht stehen wir geschockt daneben und fragen nach dem "Warum", denken an uns selbst und unsere Grenzen, welche manchmal erdrückend wie ein Damokles Schwert über uns sind. Und wir sehen den Tatsachen ins Auge. Wir sind Machtlos. Letzten Endes kommen und gehen wir immer allein. Nur das "Dazwischen" können wir wirklich gestalten. Oder es versuchen. Und manchmal fragt man sich unweigerlich, ob man genug getan hat, was noch zu tun wäre, verwirft und beginnt von neuem. Und wie oft misslingen unsere Unternehmungen.
Eine Krankheit, welche wir alle haben, nur jeder anders damit umgeht.
Mein Herz wird schwer bei dem Gedanken, wie viele Menschen krank sind, oder im Sterben liegen, im Krieg leben und alles für einen Tag mehr Leben geben würden.
Doch gibt mir das ein Recht den Freitod zu verurteilen? Nein. Denn es ist eine Entscheidung welche nicht in meinem Ermessen liegt.
Nun geht es wieder los. Wieder werden sich die Medien damit beschäftigen, ob Depressionen als solche in der Gesellschaft angekommen sind. Das sind sie nicht und ich glaube das werden sie nie. Wir sind eine Leistungsorientierte Gesellschaft, welche immer dazu neigt, schwächere auszublenden. Leider haben wir immer noch nicht erkannt, daß wir nur so stark sind, wie das schwächste Glied.
Wie oft beschweren wir uns über Menschen in unserem Freundeskreis, welche immer jammern, oder bei zu viel Alkohol den Tränen freien lauf lassen? Dabei könnten sie die Menschen sein, welche gefangen sind in einer Depression, nur selbst noch weit davon entfernt sind, es zu wissen. Jedes Gesellschaftliche Problem findet auch in unserem kleinen Kosmos statt.
Und solange wir Menschen erziehen wollen mit:
"Jetzt hab Dich nicht so."
"Das wird schon!"
"Ein Indianer kennt keinen Schmerz."
"Was uns nicht umbringt macht uns härter."
werden wir weit davon entfernt sein, wirklich zu lernen.
Wie viele haben sich selbst schon das Leben genommen, weil sie eben nicht härter wurden, sondern einfach ganz leise zerbrachen?
Die Seele knackt nicht, wenn sie kaputt ist. Sie tut nicht so offensichtlich weh, daß wir auf dem schnellsten Wege einen Arzt konsultieren könnten und er das schon wieder heile macht.
Es ist ein schleichender Prozess, welcher mit Isolation und Selbstzweifeln einhergeht. Und oft sind es jene Betroffenen selbst, welche sich nicht verstehen und Angst haben, was dort in ihnen vor sich geht.
Wir müssen lernen. Viel lernen. Eine Schwäche anzuerkennen, weil ich sie sehe, ist Zynismus. 
Wenn ich an den Robert vor 10 Jahren denke, sehe ich einen anderen, nicht so starken Menschen vor mir, welcher oft seine Freunde brauchte, um aus den Ausweglosigkeiten des Lebens zu finden.
Rückblickend würde ich sagen, ich bin der Depression entwachsen. Und ich hänge zu sehr an diesem Leben, um mich davon auffressen zu lassen. Aber es hätte eben auch anders kommen können.
Ich bin ein Moralapostel, ich weiß.
Aber ich habe eines gelernt, was ich heute noch täglich versuchen muss zu leben.
Jeder hat sein eigenes Schmerzempfinden. Ich muss nicht alles verstehen können, aber ich sollte es einfach stehen lassen und nicht glauben, andere mit meiner Meinung beeinflussen zu können.
Warum also dieser Blog?
Aufhören zu kritisieren, was wir eigentlich nur nicht verstehen.
Aufhorchen, wenn wir glauben, daß jemand selbst nicht mehr aufstehen kann.
Hilfe anbieten, aber nicht mehr der Hobbytherapeut sein, denn in diesen Fällen, machen wir es oft schlimmer als angenehmer.
Und am wichtigsten ist es niemanden zu verurteilen, der es nicht schafft.

Ich widme diesen Blog Robin Williams, Robert Enke und all jenen, die durch ihr plötzliches Ableben auf die traurigste Art und Weise auf diese Krankheit aufmerksam machen.

Manchmal sind es die leisen Töne, welche eigentlich am lautesten sind.



Freitag, 25. Juli 2014

Dem Staate Israel...

Israel...

...das heilige Land.

Und eigentlich könnte ich an dieser Stelle aufhören, wenn das Wörtchen "wenn" nicht wäre.

Im Augenblick sieht es nämlich leider so aus, dass wir hier nicht mehr im geringsten von Heiligkeit sprechen können.
Manchmal frage ich mich: Was haben wir nur getan? Was haben wir angerichtet, denn es ist ein Trugschluss zu glauben, das uns die Situation in Gaza nicht unmittelbar betreffen würde.

Angefangen hat es damit, daß wir ein Volk zutiefst gespalten haben, ihm eine Heimat geraubt haben und das nicht nur in Deutschland und seinen damals besetzten Gebieten, sondern historisch gesehen, auf der ganzen Welt.
Nur haben wir uns unter einem verblendeten, geistig völlig verwirrten Idioten in den größten Krieg der Neuzeit führen lassen und dabei blind noch sein Gedankengut geduldet, gedeckt und unterstützt. Diente ja dem großen ganzen.
Das große und ganze kostete 5,6 bis 6,3 Millionen Menschen das Leben. Eine Zahl, die bedeuten würde, das man das heutige Berlin fast zweimal hätte ausrotten können. Eine unvorstellbare Zahl, Millionen Schicksale.
Wir vernichteten und vertrieben das jüdische Volk, welches sich zum wiederholten Male dieser Situation gegenüber sah.
Und somit keimte der Gedanke auf, daß ein eigener Staat, mit eigener Rechtsprechung die logische Konsequenz wäre.
Erst durch die UN- Generalversammlung beschlossen und durch Grenzkriege gefestigt entwickelte sich der Staat Israel. Und auf einmal waren sie die Besatzer.
Ganz abgesehen von dem Verständnis dafür, daß sich niemand Heimatlos fühlen möchte, beschlossen Großmächte und gewaltsame Unterdrückung, als kleineres Übel wieder andere Menschen zu vertreiben. Sie zu töten. Es ging ja ums große und ganze.

Mit einem Mal war die Verwunderung groß, daß die so gut durchdachten Strategien nicht zum gewünschten Ergebnis führten und die eingekesselten Minderheiten es eben nicht einfach duldeten, weg gesperrt und unterdrückt zu sein. Sie sahen sich der Situation ausgesetzt ihre Freiheit nicht mehr leben zu dürfen.
Und wo auch immer Wut entsteht, da sind auch Radikale. Menschen, welche mit ihrem Leben kämpfen und andere töten, denn wie immer, bei jedem, geht es doch um das große und ganze.

Und da stehen wir, beinahe siebzig Jahre später und das beschriebene hat leider nicht an Aktualität verloren. Immer noch geht es um Grenzen, um Freiheit, um Macht und ihre Demonstration. Nur sind es nicht die privilegierten Machthaber, sondern das Volk, welches leiden muss.
Und einfach mal weg von der politischen Debatte, sind es Menschen, welche sich verletzt, betrogen, beraubt und verstoßen sehen. In ihrer aller Leben spielt der Tod eine größere Bedeutung als die Aussicht auf das Leben. Angst treibt sie mehr an, als der Mut. Und ganz zu schweigen davon, daß diese permanenten Auseinandersetzungen, Kriege und der anerzogene Hass, ganze Generationen infiltriert hat.
Nun ist wieder Krieg, der, ganz Objektiv betrachtet, wieder von den Besatzern ausgeht. Weil sie ihren Status festigen und ihre, durch westliche Mächte unterstützte Stellung verteidigen möchten. Und es kostet wieder unzählige Menschen das Leben. Und Kritik ist nicht erwünscht. Dabei regt nur diese zu wahrhaftigen Gedanken an.
Nun gehen wieder Deutsche auf die Straßen und wundern sich, daß sie ernten, was sie auch mit gesät haben. Auf einmal sind wir die Aufpasser der Welt geworden, stellen uns aber lieber vor eine Synagoge, als vor ein Ministerium um zu demonstrieren. Hat doch schon mal so gut funktioniert. Und wieder neigen wir dazu, radikal zu sein. Was Politiker nicht aussprechen wollen, müssen wir eben in die Hand nehmen. Ohne zu sehen, das wir wieder katalogisieren. Denn es war sicherlich auch nicht der Traum der israelischen Bevölkerung ein Land zu gründen und dann nie in Frieden leben zu können.
Auch dort, sind wie bei uns, nicht alle Menschen gleich. Neben den Extremisten, sind auch Menschen, die anders denken und nun in Schubladen gesteckt werden, welche sie nie ausfüllen.

Und all das Blut, all die Tränen, all die Verzweiflung, lassen mich nur eines mit Bestimmtheit feststellen:

SCHEIß AUF DAS GROßE GANZE!!!


Dienstag, 22. Juli 2014

MH17- Ein Flug bewegt die Welt

298 Menschen, welche Ihr leben ließen.
298 Herzen, die für Zukunft und Vergangenheit standen.
Menschen, die Familien besuchen wollten, jedoch nie dort ankamen. Menschen welche, wie im Falle der aus Australien kommenden HIV&AIDS Forscher großartiges leisteten und nun nie beobachten können, wie sich ihre Mühen auszahlen. Zurück bleiben Menschen die Angehörige, Freunde, Liebe, Glück verloren haben und Mühlensteine im politischen Machtgerangel sind.
Menschen auf der ganzen Welt trauern, gemeinsam, um Menschen die sich nicht kannten, weil so viel Ungerechtigkeit einfach nicht fassbar und greifbar ist.
Weil man auf sein eigenes Leben projiziert und die eigenen Urängste angesprochen werden.

Die politische Situation ist furchtbar und das Flug MH17 abgeschossen wurde, ist eine Kriegsnahe Situation. Doch gehen wir mal einen Schritt zurück, weg von der politischen Tanzfläche und halten inne.

Es geht um die Hinterbliebenen. Jene, welche sich nun mit der Frage auseinandersetzen:

"Warum passiert es mir?"
"Warum mein Kind/Vater/Mann/Frau/Familie?"
"Warum dieser Tag?"
"Warum dieses Flugzeug"

Wir haben kollektiv getrauert, wie wir es bei den großen Katastrophen unserer Neuzeit immer taten. Wir kondolierten und nun wird sich in jedem Forum darüber ergossen, wer Schuld hat.

Die Schuldfrage sollte definitiv geklärt werden, jedoch bringt es den trauernden Ihre Familien und Freunde nicht zurück.
Sie haben das Recht nun wütend zu sein und ganz schnell ein Feindbild für sich zu suchen und zu finden.
Nur haben wir das Recht ohne alle Informationen zu einem Kalten Krieg der sozialen Netzwerke aufzurufen? Ihren Schmerz durch unsere doch teilweise sehr einseitige Wahrnehmung zu verstärken, weil wir als Masse immer meinungsbildend sind, weil wir immer alles schnell geklärt haben wollen, damit wir selbst schneller vergessen können und der Alltag uns wieder in Bilder von süßen Hundebabys hüllt?
Es ist nichts verwerfliches daran, sich und sein Leben so zu gestalten, daß man alles Unheil von sich fernhält, aber ich finde es einfach falsch anzuprangern.

Der heute wohl liebevollste Post, den ich dazu gelesen habe, war ein junger Mann, dessen Ex- Freundin im Flugzeug saß. Er schrieb sie direkt an, verabschiedete sich, hielt Zwiesprache mit Ihr, versuchte auf diese Weise, seinen Schmerz zu bewältigen. Er nahm ein lautes Medium um doch still um sie zu weinen.
Und in diesem Moment war ich ganz bei Ihm und seiner Trauer. Es ist letzten Endes immer der Verlust, welcher übrig bleibt. Die Sehnsucht nach diesen letzten Worten. Nach einer letzten Umarmung, welche nichts geändert, aber so vieles besser gemacht hätte.
Wir dürfen diese nicht vergessen. Diese Menschen waren nicht einfach Spielbälle des Krieges, nicht einfach nur Zahlen. Sie waren Bedeutung und ALLES für andere Menschen. Und da ist es unerheblich, ob wir uns in der medialen, oder realen Welt aufhalten. Wir sind auf die eine oder andere Art, alle miteinander verbunden.
Und vielleicht ist es nicht immer der Fakt, jede Diskussion verstehen oder begleiten zu können.
Manchmal ist es besser voller Empathie und aufrichtiger Anteilnahme zu sein,weil nur diese unser Wesen unterstreicht.

Mein herzliches Beileid an alle Passagiere des Fluges MH17, weil sie um alles betrogen worden sind, was ihre Leben so einzigartig machte.
Und an Ihre Angehörigen, weil sie im Fokus der Welt trauern, um Menschen die sie nun schmerzlich vermissen.

Die Trauerseite für die Verunglückte Tessa van der Sande
Quelle: Facebook
Hans de Borst, welcher auf Facebook seiner Wut über Wladimir Putin Luft machte
Quelle: Bild

Montag, 21. Juli 2014

Das Selfie von Auschwitz

Was sehen wir?

Ein Mädchen, lachend, Musik auf den Ohren.
Sie steht mitten in Auschwitz, früher den polnischen Zwangsarbeitern zugewiesen, ab 1942 jedoch das größte, wenn nicht auch bekannteste Vernichtungslager des Dritten Reiches.

Dieses Mädchen erlebte eine unglaubliche Hetzkampagne.

Wieso lacht sie an solch einem grausamen Ort? 
Wie kann sie so respektlos sein?
Wie ungebildet kann ein Mensch sein, sich zu so etwas hinreißen zu lassen?
Man solle sie schütteln.
Sie solle sich auf den Boden legen und ausziehen und Ihr geschichtliches Wissen solle dabei abgefragt werden. Für jede falsche Antwort gäbe es einen Schlag. Das wäre hautnaher Geschichtsunterricht.
Sie sei Satans dumme Tochter.
Die erste, die duschen gehen solle.
Und hier befinde ich mich noch auf dem netteren Zweig dessen, was all jene an Meinungen äußern, welche grenzwertig sind.

Nun nämlich einmal zu den Fakten.
Dieses Mädchen weiß sehr wohl, wo es sich befindet.
Sie hat über mehrere Jahre hindurch mit ihrem Vater die Gräueltaten der Nationalsozialisten studiert, sich belesen und sie gaben sich das Versprechen diesen Ort der Grausamkeit gemeinsam zu besuchen, um die trockenen Zahlen mit Leben zu füllen, welches so viele unschuldige Menschen dort zurück lassen mussten.
Ein Versprechen, welches sie nicht mehr in der Lage waren einzuhalten.
Ihr Vater verstarb.

Also beschloss sie, diese Reise allein zu unternehmen. Diese Reise war für sie sehr wichtig, weil sie hierbei auch Ihren Vater ein Stück gehen ließ. Und sie machte dieses Foto, angekommen an jenem Ort, der einst ein Versprechen beinhaltete. Und sie war darüber glücklich. Sie hatte das Ziel einer langen Reise erreicht. Vielleicht eben eine Reise zu sich selbst.
An diesem Bild ist nichts respektloses oder verherrlichendes zu erkennen. Es ist ein Mensch, der lächelt. An einem Ort, an welchem unzähligen Menschen das Lächeln geraubt wurde. Mit diesem Lächeln kehrte Glück ein, in eine traurige Szenerie.
Sie postete das Foto auf Twitter, teilte es mit ihren Followern. Viele von Ihnen wussten um ihre Geschichte, favorisierten und teilten es. Und dann ging die Welle los. Weil nun eben auch all jene, welche nicht um die Geschichte dahinter wussten dieses Bild mit ihren verkorksten Weltanschauungen weiter teilten. Und nun war diese wundervolle Erinnerung an Ihren Vater verdorben von Menschen, die sie nicht einmal kannte.

Und als ich all das las, mich damit beschäftigte, bevor ich lauthals auf einen Zug aufsprang, war ich traurig. Um ihre beraubte Erinnerung. Über so viel Verachtung und fehlende Menschenwürde.
Alle zeigten mit erhobenen Finger auf sie. Und mir wurde klar, wir sind weit davon entfernt diese Fehler nicht wieder zu begehen. Weil wir uns immer noch von der Meinung der Massen beeinflussen lassen, anstatt zu hinterfragen. Weil wir immer einen Anführer brauchen, dem wir später die Schuld geben können.
Und wenn wir dann WISSEN, warum auch entschuldigen? Wir waren es ja nicht. Manchmal ist es auch die jüngere Geschichte, welche lehrreich ist. Und diese hier, hat mich gelehrt, gegen das Vergessen anzukämpfen. Für etwas einzustehen, wenn es offenkundig ungerecht ist.

Auschwitz war nicht durchorganisiert, weil EINER die Idee hatte. Sondern weil unzählige Schafe hinterher liefen oder sich antreiben ließen. Weil sie glaubten, etwas besseres zu sein. Weil sie Machthungrig und Rachsüchtig waren. Weil sie ihre eigene Frustration verteilen mussten um im Anschluß laut rufen zu können: "Wir haben nichts gewusst."
Und noch heute wird fleißig ein Märchen geteilt, welches es so nicht gibt.
Und erreicht wird nur eins.

Das Breanna Mitchell diese Erinnerung nie wieder glücklich mit ihrem Vater verbinden kann.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Wenn wir nicht blenden müssten...

Neid.
Es ist eines jener Gefühle, welches uns oft beschleicht, wir aber laut unseren Eltern nicht empfinden sollten.
Und doch sind wir eine Generation, welche stärker als jede andere in einer Multimedia Welt lebt und das Selbstbild nach außen wunderbar abändern kann. Wir nutzen Medien wie diese (Facebook) um uns gezielt zu vermarkten. Wir suchen aus, was die Außenwelt von uns wahrnimmt, wann wir uns öffnen und was andere wissen dürfen. Dabei verlieren wir die Authentizität, verstecken uns in Likes und Kommentaren und haben verlernt, wie es ist, seine echten Probleme mit Freunden bei einem Wein zu besprechen.
Und das nur, weil wir denken, daß eben jene Freunde ein fantastisches Leben voller Farben und Liebe haben und wir uns schlecht fühlen bei dem Gedanken, die glücklichen zu nerven und zu stören.

Was ist eigentlich unser Problem? Vor was haben wir Angst?
Uns einzugestehen, dass wir nicht unfehlbar sind, dass wir weinen, manchmal zweifeln und das Leben kein "Comedy Act" ist, sollte doch eigentlich unter Freunden eine Selbstverständlichkeit sein.
Sind wir so abgebrüht, dass wir eher ein "Gauchogate" zu Tode diskutieren, als auf unsere Mitmenschen zu schauen? Müssen wir uns hinter Displays verstecken, weil wir Angst vor dem Draußen haben?
Ist es der Neid der uns antreibt? Mithalten zu wollen, immer streben, nach mehr Geld, mehr Luxus, mehr Liebe, mehr Highlights?
Ich habe festgestellt, dass ich ein wundervolles Highlight habe. Und das ist mein Leben. Meine wundervolle Familie, meine unglaublichen Freunde, mein Humor, der mehr unterhält, als eine App, weil er auf mein Gegenüber abzielt, mit welchem ich mich beschäftige.
Ich benutze diese Medien ebenfalls gerne, aber manchmal bin ich satt davon, weil mir soviel geheucheltes Glück auf den Sack geht.
Weil ich Angst habe davor, zu vergessen, dass ich aus der "Kassettenrekorder" Generation komme, in welcher man Stundenlang Mixtapes aufgenommen hat, unendliche Geduld bewiesen hat und seinem Gegenüber mit diesem Geschenk eine ehrliche Freude gemacht hat, weil man versuchte, die Songauswahl auf den Charakter abzustimmen, oder sorgsam überlegte, was man mit den Liedern mitteilen möchte.
Wer wären wir, wenn wir nicht blenden müssten?
Wenn wir uns wieder reichen würden?
Wenn ein ehrlicher "Mir geht es Scheiße, wer kommt rum?" Post, eher erhört werden würde, als unendliche Fotos von unserem letzten Hotelzimmer?
Wenn es nicht 100 Leute liken, sondern die eine Person die es wirklich interessiert und diese unangemeldet zum reden vor der Tür steht?
Das ist es doch, was am Ende zählt. Sagen wir nicht immer, wir wollen nicht die Einhundert falschen, sondern die drei richtigen Freunde?
Dann hören wir doch auf zu blenden.
Ich für meinen Teil nutze Facebook weiterhin gerne und finde es toll, so auch Verbindungen aufrecht zu halten, welche ich sonst gänzlich aus den Augen verlieren würde.
Aber vielleicht sollte ich manchmal anstatt zur App, zum Telefon greifen und meine Freunde anrufen.
Und vielleicht auf die Frage "Wie geht es Dir?" ehrlich antworten, anstatt mich zu fragen, ob es mein Gegenüber überhaupt hören will.
Natürlich nur, wenn ich gerade nicht doch etwas wundervolles zu erzählen habe, was ich genau diesem Menschen mitteilen möchte.
Vielleicht will ich gar nicht blenden, sondern war für die wichtigen Dinge zu sehr verblendet.

Mittwoch, 26. März 2014

Grenzenlos

Alles hat seine Grenzen, außer die Liebe...heißt es doch so schön.
Nur wie ist es wirklich mit den Menschen, welche wir lieben?

Ich habe im letzten Jahr einige Freundschaften verloren, oder sind wir ehrlich, einfach abgebrochen. Man kennt sich in- und auswendig, man vertraut sich, man vermisst sich und dann kommt der Punkt, an welchem man sich auf einmal nichts mehr zu sagen hat.
Die beiden häufigsten Gründe, sind aus meiner Sicht Beziehungen und die persönliche Weiterentwicklung.
Ich nehme mich einfach als Beispiel, denn darum geht es ja auch in meinem Blog.
Ich war jahrelang der typische Single. Ich wollte feiern, als wenn es morgen kein Fest mehr geben würde, ich wollte immer für meine Freunde da sein, weil sie Familie waren. Ich habe über sie geredet, als sei ich mit Ihnen zusammen. Manchmal voller Stolz, manchmal habe ich mich auch über sie geärgert- wie eben typisch in einer Freundschaft, welche Grenzenlos ist.
Dann hatte ich tatsächlich eine reale Beziehung und ohne das ich es beschlossen hatte, oder bewusst tat, war ich nicht mehr der Typ der dachte da draußen was zu verpassen. Denn gerade am Beginn einer Beziehung lebt man ja in einer Art Kokon und bis man die Außenwelt vermisst oder wieder wahrnimmt, vergeht bei jedem unterschiedlich viel Zeit.
Und gerade jene, welche ich in meinen engsten Kreis einbezog reagierten nicht mit unbändiger Freude, wie ich es stets bei Ihnen tat, sondern mit Eifersucht, weil ich Ihnen nicht mehr meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken konnte.
Manchmal wollte ich selbst nur mal reden und nicht das gewohnte Muster beibehalten. Aber es war festgefahren.
Und gerade weil sie so reagierten, war ich noch mehr verunsichert. Es war, als würde ich eine neue, mir unangenehme Seite kennenlernen.
Auf einmal war ich traurig, sogar wütend, weil ich nicht verstehen konnte, warum beide Welten scheinbar nicht zusammen passen wollten. Ich versuchte mich zu zerreißen, immer jedem gerecht zu werden und dann war ich müde. Ich wollte Ihnen nichts erklären müssen, oder fair sein, ich wollte verstanden werden. Und in all den Jahren, in denen ich Ihnen zuhörte und da war, ging es eigentlich nur um Ihr eigenes Selbstwertgefühl. Ich baute sie auf, weil ich immer der Zuhörer war, der gute Theorien zum besten gab, ohne selbst einzufordern. Schlicht, weil ich eben nicht alles nachvollziehen konnte. Ich war immer da und hatte Zeit, man musste nicht wirklich einen Termin finden um sich mal mit mir zu treffen.
Und wenn der Mensch eines nicht mag, sind es Veränderungen.
"Das ging doch früher aber auch." oder "Du hast mich verletzt", waren auf einmal oft gesagte Sätze. Ohne einmal darüber nachzudenken, dass sie mich mit all Ihren Erwartungen auch verletzten, weil ich unabänderlich spürte, dass sie mir entglitten. Ohne das ich es wollte.
Ich bin nämlich ein loyaler Freund. Ich bin so der Typ- mich haste jetzt an der Backe, durch dick und dünn.
Aber ich entschied mich, aus dem Bauch heraus. Wer für mein Leben kein Verständnis haben will, sollte wohl kein Teil davon sein. Ich mag meinen Job, er benötigt Zeit. Ich will glücklich sein, dass will ich pflegen.
Wer mehr erwartet, als er selbst gibt, weiß nicht was schenken ist.
Eine Freundschaft durchläuft immer Phasen, sie ist eine Konstante mit vielen Verwehungen.
Aber der größte Nährboden ist Verständnis, im Anschluss die Freiheit. Wer mir beides entzieht, treibt mich zum gehen.
Und ich ging. Oh ja, es tat mir oft weh, denn hier ging es um Freundschaften welche ein Jahrzehnt ein fester Bestandteil meines Lebens waren. Und ja, ich habe sicher Fehler gemacht, denn ich bin weit entfernt vom perfekt sein. Aber ich fordere auch. Wenn ich andere trotz und wegen Ihrer Macken akzeptiere, möchte ich eben auch so hingenommen werden. Aber es ist eben kein Spiel, wo nur einer die Regeln festlegt.
Das gute ist...Die Liebe hat mich wach gemacht.
Die Beziehung glücklich.
Und die richtigen Freunde Stolz.
Und am Ende habe ich auch eine Lehre daraus gezogen.
Jede Grenzenlosigkeit funktioniert nur so lange, bis die Grenze erreicht ist!


Zu lang wollt ich geliebt sein
darum spielte ich Ihr Spiel
doch ist das der Preis für Liebe
kostet sie zu viel

(Musical Wicked)


Mittwoch, 5. März 2014

Zurück auf los...

...das wünsche ich mir manchmal.
Wie oft denke ich an all die verpatzten Chancen, welche sich einem mal vor die Füße gekotzt haben, welche man aber einfach ungenutzt verstreichen ließ.
"Ich habe ja noch Zeit", ist das Credo, welches man sich selbst auferlegt um sich diese Lüge zu glauben. Dabei ist es nur der klägliche Versuch, den Feind im eigenen Kopf zu überlisten.
Ich hatte mich immer auf der Bühne gesehen, mir war gleichgültig womit, aber ich wollte immer hoch hinaus, dachte Musik und Schauspiel seien meine Zukunft.
Aber ich habe es nie richtig versucht, denn dann kam Leben dazwischen.
Dann dachte ich, hey, schreibe ein Buch, daß kannst Du von zu Hause machen...und schwups...wieder ein Jahr vorbei...Geschichten im Kopf...auch angefangen...aber nie vollendet. Wieder diese Ausreden, wieder diese Ängste, eines Tages nur ein Träumer gewesen zu sein, der einmal verbittert auf seine Vergangenheit schaut und feststellt, daß er immer nur: "Ach hätte ich mal." sagen wird.
Und dann kam die große 30, der erste Teil des Lebens, an dem man abrechnet. Und irgendwie feststellt, daß der Zahltag noch immer nicht war.
Ich liebe mein Leben, völlig außer Frage, aber haben wir das nicht alle? Diesen Wunsch etwas zu bedeuten? Wichtig zu sein, Menschen Erinnerungen zu schaffen, welche sie nur mit einem selbst verbinden?
Nur wie stellt man das an? Es ist ja nicht so, daß man für das Leben eine brauchbare Bedienungsanleitung erhält, mit welcher sich auf einmal alle Fragen von selbst erklären.
Freunde, die Liebe, die Familie, alles ist Wertvoll...aber ein kleiner Teil in einem sucht nach dem eigenen Wert.
Dann sehe ich ältere Menschen, die nochmal zur Uni gehen, ihren Traum für das Leben nur aufgeschoben haben, aber sich selbst beweisen, daß sie alles können, was sie unbedingt wollten.
Und dann denke ich wieder: "Ich habe ja noch Zeit."
Und im nächsten Moment fällt mir auf, daß wir auch dafür nie eine Gewissheit haben. Es geht immer nur um das Jetzt, weiter werden wir nie schauen können.
Also hoffe ich, ganz tief in mir, daß ich die Zeit habe, die Möglichkeit erkenne und zum ersten Mal auch keine Ausrede finden werde.