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Sonntag, 5. März 2017

Das Lächeln

Manchmal werde ich wach und schaue neben mich.
Nur mal kurz beobachten, wie er atmet.
Und dann stelle ich fest, wie schön er ist.
Ich drehe mich um, ziehe ihn zu mir und schlafe in seiner Umarmung ein. Ich lächle.

Wir laufen nebeneinander und schweigen. Mit ihm schweige ich gern. Wir brauchen keine Worte, wenn wir nichts zu sagen haben. Wir beobachten das treiben, die getriebenen, die Hektik und unsere Augen treffen sich kurz. Ich lächle.

Er redet gerade mit meiner Freundin. Er wirft den Kopf zurück und lacht. Es ist ein lautes, schallendes Lachen. Es trifft mich unvorbereitet. Mein Herz setzt kurz aus. Wie bin ich ohne dieses Lachen bisher ausgekommen? Meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich bin so glücklich das ich bitterlich weinen möchte. Nach all den Prüfungen, den Verlusten, ist er wie ein Wirbelsturm in mein Leben gekommen. Nun stehen wir im Auge des Tornados, wo es ruhig ist und wir einander Kraft geben. Ich lächle.

Wir stehen vor Fotos von den Menschen, welche nicht mehr auf diesen Straßen laufen, aber ihre Spuren in meinem Herzen hinterlassen haben.
Ich sehe sie lächeln, die Lippen leicht gespitzt, mit dem unverwechselbaren Leuchten in ihren großen Augen. So würde sie ihn betrachten, wenn sie mich mit ihm erleben würde. Sie würde ihn lieben, weil er mich liebt, sich um mich sorgt und mich glücklich macht. Ich höre ihr Lachen, welches ich manchmal nicht mehr hören kann und stelle mir vor, wie sie gemeinsam lachen.
Mein Opa hätte ihn gemocht. Vielleicht hätte er mir unverwechselbar zugezwinkert, oder mich einfach gedrückt. Mir fehlen seine Umarmungen.
Wieder füllen sich meine Augen mit Tränen, weil die Menschen die ich so sehr liebe, die mich zu dem Mann gemacht haben, der ich bin, nicht in den Genuss kommen, den Mann zu lieben, den ich an meiner Seite habe. Dann blicke ich ihn an und weiß, dass sie uns sehen. Gerade jetzt, als wir bei meiner Oma sitzen, mit ihr reden und lachen. Sie sehen uns drei glücklich und werden Stolz sein.
Ich lächle.

Wir hören Musik. Lauschen den Stimmen und Worten, denn wir lieben die Texte und halten Ausschau nach Künstlern, welche unsere Gefühle in Worte hüllen können. Da ist es, der Satz, der uns beschreibt. Wir sehen uns an. Ich lächle.

Er steht in der Küche und kocht für uns. Ich lehne locker am Türrahmen. Seine Bewegungen sind routiniert, alles an ihm zieht mich an. Er hat gefragt, was ich am liebsten esse. So wie er immer fragt, wie es mir geht, was mich bewegt. Ich muss den Raum nicht einfordern. Nicht darauf hinweisen, wie es mir geht, denn er spürt es, bevor ich es sagen kann.
Ich hatte immer gehofft zu lieben, wie es sein sollte, so ganz mit Haut und Haaren. So albern, verspielt und im nächsten Moment mit Tiefe und Schmerz. Da steht er nun und bekocht mich. Wir albern herum und berühren uns. Das Glas Wein in der Hand, die Musik erfüllt den Raum. Mir wird warm. Es ist diese Wärme die sich einstellt, wenn man sich sicher und geborgen fühlt.
Wir setzen uns hin und essen. Er sieht mich an und wartet darauf erkennen zu können, wie es mir schmeckt. Ich genieße es, wie er mich ansieht und will die Spannung halten.
Gelingt mir eher Semi.
Ich schaue hoch und sage "Ich liebe Dich."
Und da ist er. Dieser Moment wo man es so deutlich spürt das man platzen könnte. Wenn aus zwei Menschen eine Einheit wird und Glück so deutlich ist, weil es durch den anderen einen Namen bekommen hat. Ich beuge mich vor, gebe ihm einen Kuss und bin einfach dankbar in diesem Moment leben zu können. Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben und wir lächeln.