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Freitag, 23. März 2018

Ungefiltert

Man kann auf so vielfältige Weise Müde sein, dass es manchmal erschreckend ist. 
Müde von der Arbeit, dem Perfektionismus, der Angst, dem Leben, der Langeweile. So viel Müdigkeit, so wenig direkte Erkenntnis. In den letzten Tagen war Arbeit meine oberste Priorität. So ist das eben, wenn man eine bewusste Entscheidung trifft. Aber warum funktionieren Entscheidungen eigentlich nie ohne ein schlechtes Gewissen? Wann habe ich das letzte Mal mit wem telefoniert? Warum melde ich mich nicht öfter, was kann ich ändern? Bin ich ein schlechter Freund, Partner, Bruder, Sohn, Enkel, wenn ich nicht immer geben kann, was ich eigentlich will?
Und dann sind da diese Ultra abgestumpften Momente, in welchen ich Anrufe ignoriere, ganz bewusst, weil ich keine Lust habe. Tief in mir weiß ich, dass ich so unsubtil nicht funktioniere. Eigentlich will ich den Menschen gerecht werden, wenn ich also merke, dass es nicht geht, lasse ich es lieber ganz. Diese Konsequenz habe ich gelernt und sie steht irgendwie auch für mich. Aber sie macht auch einsam. In Zeiten, in welchen wir das Internet aufrufen und mit Meinungen überrannt werden, sind wir immer nur einen Schritt von einer Wertung entfernt. Und weil diese Immunität so wunderbar ist, kann uns also jeder sagen, ob er unseren Style, unser Gesicht, oder gleich alles total beschissen findet. Und hinter der Maske des schnell geschriebenen Wortes stehen wir da und wissen nicht wie wir reagieren sollen. Manchmal sind wir verletzt und geben einen Hashtag weil wir das #Ultrawitzig finden, dabei scrollen wir durch und denken bei einem negativen Kommentar schon, wann und wie wir es löschen. Denn es ist eins zu viel, in einem Moment, in welchem wir gebauchpinselt werden wollen, eben weil unser Tag beschissen war, wir aber glauben, dass dieses Selfie doch recht gut geworden ist. Angst nicht zu gefallen hat die Reibung ersetzt. Früher hätte ich die Person direkt gefragt, wo eigentlich ihr verschissenes Problem ist, am Ende hätten wir angestossen und uns ewige Liebe geschworen. Heute bin ich ehrlich verletzt. Andere Meinungen sind schwerer zu ertragen, wenn sie so ungefiltert kommen, weil ich eben auch besser Schreiben, als Reden kann. Daher die Müdigkeit. Ich poste nur noch wenig bei Facebook, weil ich gemerkt habe, dass die Meinung anderer mein eigenes Stimmungsbild beeinflusst hat. Und ich wollte nicht mehr ferngesteuert sein. Ich wollte der gestresste, angekotzte Typ sein, der seinen Freunden sagt, was los ist, dabei aber authentisch und real ist. Ich kann noch so viel erleben, in so wenig Zeit, ich gebe mir Mühe in jedem Tag was gutes zu sehen (zu leben als wäre es der letzte, würde mich hochverschuldet aus der Nummer aussteigen lassen) und eben das auch zuzulassen. Kein Messen mehr, kein Böse sein, wenn ihr es nicht auch dem Gegenüber so sagen würdet und schon wäre die Welt etwas leichter. Nach jedem Amoklauf schreien wir die gleichen Parolen um dann nach Hause zu gehen und Menschen, die anderer Meinung sind zu beschimpfen auf eine Art, in welcher wir nicht erzogen wurden.

In diesem Sinne. Thank you for the Minute.....!!!!!